Rezension

Blitzen Trapper

Wild And Reckless


Highlights: Rebel // Dance With Me // Love Live On
Genre: Country-Rock
Sounds Like: Neil Young // Tom Petty // The Avett Brothers

VÖ: 03.11.2017

Country-Rock und Musicals klingen vielleicht wie eine merkwürdige Kombination, passen aber bei genauerem Nachdenken zusammen wie das sprichwörtliche Gesäß auf den Eimer: Genretypische Themen wie Alkoholismus, verflossene Liebschaften und die allgemeine Tristesse eines glamourfreien Lebens lassen sich, die richtige Story vorausgesetzt, ebenso gut auf Broadway-Dramaturgie übertragen wie die musikalischen Eckdaten von Balladen in düsterem Moll bis himmelhochjauchzenden Rockhymnen. Dass die Resultate eines solchen Musicals sich allerdings nicht immer wieder perfekt in ein Rockalbum zurück rechnen lassen, zeigen Blitzen Trapper und „Wild And Reckless“.

Ein beherzter Griff in die umfangreiche Diskographie der amerikanischen Westküstler ergänzt um ein paar eigens geschriebene Songs, ergab das Grundgerüst eines ebenfalls „Wild And Reckless“ benannten Musicals, um letztere herum wurde daraufhin das gleichnamige Album gestrickt. Oft kann man diesen bereits ihre Funktion anhören, die sie innerhalb eines Narrativs haben müssen: Der nach kurzem Intro befreit vortrabende Titeltrack als Exposition der Geschichte, das zunächst zu einem kurzen Piano-Interlude verdichtete, dann zu einer kompletten Ballade emporgewachsene „Forever“ als wiederkehrendes Motiv, der simpel-eingängige Rockhit „Dance With Me“ für die Klimax.

Wo „Dance With Me“, ähnlich wie der groovende Roadmovie-Opener „Rebel“, jedoch auch abseits des Musical-Kontexts funktioniert, fehlen „Wild And Reckless“ in seiner Gänze oft die großen Momente, die großen Melodien, die Blitzen Trapper sonst immer wieder für sich beanspruchen konnten. So lässt es sich vielleicht eher als ordentliches Nebenprodukt zu einer ganz anderen Kunstform verstehen – und ein Musical sieht im eigenen Portfolio dann ja nicht nur für eine Country-Rock-Band beeindruckender aus als lediglich ein paar weitere Hits.

Jan Martens

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