Rezension

Black Rebel Motorcycle Club

Howl


Highlights: Ain't No Easy Way // Weight Of The World // Complicated Situation
Genre: Country-Folk-Rock
Sounds Like: Ryan Adams, Wilco, Devendra Banhart

VÖ: 22.08.2005

Ein Cowboy reitet durch den Wilden Westen. Die Sonne steht tief und einige Geier kreisen bereits über ihm. Endlich in der kleinen Western-Stadt angekommen, steigt er von seinem edlem Ross. Das Pferd schnell am öffentlichem Stall festgemacht und dann Richtung Kneipe, um nach dem harten Ritt erstmal etwas zu drinken. Der wüstige Boden staubt bei jedem Schritt. Die Salontür aufgestoßen, begibt sich der Cowboy zum Tresen. Die vielen Leute die bei seinem Eintreten verstummt sind, fangen nun wieder an zu reden. Im hintersten Eckchen gibt eine dreiköpfige Band ihre Lieder zum besten. Der Cowboy findet gefallen an der Musik und fragt nach ihrem Namen. Der wie immer verschwitzte Wirt antwortet: Black Rebel Motorcycle Club.

B.R.M.C. und Wilder Westen? Ja, das muss wahrlich erstmal erklärt werden. Das Trio aus San Francisco erspielte sich schließlich mit ihrem rockig straightem und recht psyechdelischem Sound eine ansehnliche Fangemeinde. Und nun? Sehr, sehr wenig übrig vom alten Sound: Frontmann Peter Hayes greift fast ausschließlich zur Akustik-Gitarre, Effektgeräte wurden auch größtenteils zu Hause gelassen und eine Mundharmonika begleitet zusätzlich einige Songs. Progressiv ist eigentlich gar nichts mehr. "Schuster bleib bei deinen Leisten" mögen da manche denken. Aber warum sollte eine Band nicht auchmal etwas neues ausprobieren? Auch wenn sowas öfters schiefgeht, der Black Rebel Motorcycle erweist sich tatsächlich als vielseitig.

Der Opener "Shuffle Your Feet" beginnt mit 20-sekündigem mehrstümmigen Gesang, der einen kurz zu glauben gibt, dass der sonst so nette Plattenverkäufer ausversehen die neue Backstreet Boys in die B.R.M.C.-Verpackung gepackt hat. Hat er aber nicht. Der ansonsten ziemlich groovige Song zeigt dem Hörer eigentlich gleich, wo es auf "Howl" lang geht. Der Titeltrack ist eine Orgel-Ballade. Es ist das einzige mal, dass eine Orgel auf dem Album auftritt. Hier muss man bei der am Refrain anknüpfenden E-Gitarren-Stelle komischerweise kurz an Starsailor denken. Bei der ersten Single "Ain't No Easy Way" wird dann das Tanzbein geschwungen: "It's easy to fall in love, When you fall in love you know your done... There ain't no easy way no there ain't no easy way out". Der absolue Höhepunkt der CD ist der achte Song "Weight Of The World", eine wunderschöne, aber nicht unbedingt hoch melancholische Ballade. Also kein neues "And, I'm Aching". Vor allem das zwar sehr kurze Solo bei ca. 2:30 Minuten ist genial. "Complicated Situation" erinnert auf Grund der Mundharmonika stark an Bob Dylan und der war ja, wenn man dem "Rolling Stone"-Magazin glauben schenkt, das beste in Sachen Musik überhaupt.

Das ist der B.R.M.C. mit "Howl" jedoch nicht. Denn so positiv das meiste auch klingen mag, es gibt leider auch langweilige Songs. Da wäre beispielsweise das sehr folkige "Devil's Waitin'", das wirklich nicht so recht auf die Platte passt. Hätten sie ihn wenigstens etwas weiter hinten positioniert. Auf seiner Position nimmt er irgendwie ein wenig Energie aus der CD. Alles in allem steht der neue Musikstil dem Trio aber nicht schlecht, wenn auch nicht so gut wie der alte. Aber schon alleine "Weight Of The World" und "Ain't No Easy Way" rechtfertigen die Punktzahl. In jedem steckt eben ein kleiner Cowboy. Also wieder ab auf'n Sattel und schön "Howl" hören.

Paul Weinreich

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