Rezension

Ben Kweller

Ben Kweller


Highlights: Run // Thirteen
Genre: Singer/Songwriter // Rock
Sounds Like: Ben Folds // The Beatles // Beach Boys // Weezer

VÖ: 15.09.2006

Zwei Jahre und neun Tage ist es her, dass der Amerikaner Ben Kweller die Welt zuletzt mit einem neuen Album beschenkt hat. Was hat sich verändert, was ist gleichgeblieben? Und ist das gut? Das sind die Fragen, mit denen man sich beschäftigt, wenn man sein selbstbetiteltes Drittwerk gehört hat. Also: Was hat sich verändert?

Die Instrumentierung. Neben den üblichen Gitarren ist diesmal vom Xylophon über das Glockenspiel bis zur Triangel einiges mehr oder weniger Ausgefallenes dabei. Und es kommt noch besser, denn Kweller hat all dies selbst eingespielt. Wir erinnern uns an das letzte Mal, an "On My Way", welches er zusammen mit Freunden praktisch komplett live aufnahm. Diesmal also: Kopfhörer, Overdubs. Die Konsequenz ist logischerweise ein ausgefeilterer Sound, der die Songs noch poppiger dastehen lässt, als sie sowieso schon sind. Womit wir bei der nächsten Frage wären: Was ist gleichgeblieben?

Kwellers Gespür für Melodien und Harmonien. Das ist es nunmal, woran man einen Songschreiber letztendlich misst. Und Ben Kweller scheint sein Handwerk zu verstehen, schreibt Songs, die nach eingängigem Sixties-Pop oder Seventies-Rock klingen, wobei er häufig auf das Klavier zurückgreift und damit die schon immer dagewesenen Parallelen zu Namensvetter Ben Folds erneut unterstreicht. Da stellt sich eigentlich nur noch eine Frage: Ist das gut?

Jein. "Ben Kweller" ist nicht wirklich richtig gut, aber noch viel weniger wirklich schlecht. Wenn man den Anspruch vergisst, dass neue Musik etwas tatsächlich Neuartiges in sich haben sollte (oder diesen Anspruch gar nicht erst hat, denn, was bleibt einem anderes übrig?), kann man das Album sogar gern mögen. Wer sich eine Auffrischung der Erinnerungen an alte Zeiten wünscht, dem ist das Eröffnungsstück "Run" mit seinem romantischen Text mehr als eine Hilfe, ebenso die Klavier-Ballade "Thirteen", die ganz ohne Refrain auskommt, oder auch das unruhige "Magic", bei dem man an die Strokes denken muss. Ebenso gelungen sind "Nothing Happening" (mit George-Harrison-Gedächtnis-Gitarre) und "Sundress", das langsam beginnt und schnell endet. Währenddessen sind "I Gotta Move", "Penny On The Train Track", "I Don't Know Why" und "This Is War" leider nicht viel mehr als weitere Weezer-Zitate, wie man sie von Kweller schon früher gehört hat und eigentlich nicht mehr braucht. Er hat sie trotzdem auf die Platte gepackt. Vielleicht muss man bei Ben Kweller einfach jegliche Ansprüche vergessen? Nein. Er definiert sie nur neu.

Mario Kißler

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!