Rezension

Ben Howard

Every Kingdom


Highlights: Black Flies // Everything // Old Pine // Gracious // Keep Your Head Up
Genre: Singer-/Songwriter // Pop
Sounds Like: Damien Rice // Jeff Buckley // Jack Johnson // Elliot Smith

VÖ: 03.02.2012

Ein Beach Boy, gut aussehend, mit einer wundervollen Stimme. Wer braucht das schon? Jack Johnson reicht uns doch. Und überhaupt, wer braucht noch junge Männer mit Gitarre, die ihr Innerstes nach außen kehren? Ben Howard jedenfalls ist beides und doch mehr. Diese Erkenntnis trifft aufmerksame Zeitgenossen bereits beim Opener "Old Pine" wie ein Schlag.

Howard hat eine Stimmgewalt, von der viele Lagerfeuer-Barden-Surfer-Boys nur träumen können. In ausgefeilten Lyrics erzählt Howard vom Sein in dieser Welt, nicht jedoch ohne die Verzweiflung am Ende immer der Hoffnung weichen zu lassen. Denn die stärkste, wenn auch am schwersten zu beherrschende und zu kontrollierende Gewalt ist die Liebe. Was auf den ersten Blick und nur so niedergeschrieben unfassbar schmalzig klingen mag, wird von Howard mit Substanz gefüllt – zum Beispiel indem er die Instrumentierung seiner Songs den Akzenten, die er setzen möchte, perfekt anpasst. "Everything" kommt mit leichten Chorälen am Ende aus, die Howard perfekt ergänzen.

Am Ende geht es um nicht mehr und nicht weniger als das Gefühl, das er als Singer-/Songwriter zu vermitteln versteht. Neben seiner einnehmendem Stimme und einem begnadeten Songwriting liegt Howards größte Stärke darin, keine Angst vor Pathoszu haben. Kurioserweise vermeidet er eben diesen genau durch diese Grenzenlosigkeit. Ben Howard ist eine Mischung aus Damien Rice und Jack Johnson. Tieftraurige Lieder kann der Mann nicht, dazu ist sein Glaube an das Gute im Menschen zu stark.

"Keep Your Head Up" dürfte wohl der schönste Trennungssong aller Zeiten sein, mit einer unfassbaren Energie und den Schlusszeilen:

Cause I'll always remember you the same //
Oh eyes are wild flowers with your demons of change //
May you find happiness there //
May all your hopes all turn out right. //
Ooh may you find happiness there, //
may you find warmth in the middle of the night.

Gleich danach kommt Howard dann mit dem vielleicht traurigsten Song der Platte am unteren Ende der Gefühlsskala an. "And no man is an island, oh this I know // But can't you see, oh? // Maybe you were the ocean, when I was just a stone." mutmaßt Howard in "Black Flies", um dann abschließend doch wieder die Tränen trocknen zu lassen und hoffnungsvoll nach oben zu blicken:

And I don't wanna beg your pardon //
And I don't wanna ask you why //
But if I was to go my own way //
Would I have to pass you by?

Ben Howard macht Musik, die mit allen Sinnen erfahrbar wird. Ein größeres Kompliment kann es für einen Singer-Songwriter doch kaum geben.

Andreas Peters

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