Rezension

Belasco

61


Highlights: What If God // Swallow // In The End
Genre: Rock
Sounds Like: Coldplay // Muse // Interpol

VÖ: 23.02.2007

Man muss Wünsche nur häufig genug wiederholen, damit sie in Erfüllung gehen. Das scheint zumindest die Devise von Supermusic zu sein, dem Label, auf dem Belasco ihr neuestes Album "61" veröffentlichen. Wie muss man sich wohl den Smalltalk in den dortigen Büros vorstellen? Statt "Guten Morgen" ein lockeres "Diesmal schaffen sie's", statt "Mahlzeit" ein "Sie werden durchstarten, ganz sicher"? Liest man sich die Promotexte zum Album durch, könnte man so etwas glauben.

In der Tat wurden Belasco bis zu ihrem fünften Bandjubiläum nicht gerade vom Glück verfolgt, stattdessen hört man von geplatzten Labeldeals, von Erfolglosigkeit in ihrer Heimat England und dem daraus resultierenden Umweg über das deutsche Label Supermusic, sogar von toten Labelmanagern ist die Rede!? Sie haben eine etwas ungewöhnliche Biographie, soviel steht fest, aber wen interessiert sowas schon noch, wenn jetzt sowieso alles besser wird. Der Neustart wurde letztes Jahr durch das Best Of-Album "Something Between Us" eingeläutet, das vor allem zur Eroberung des englischen Marktes diente, dazu ein Lied im Soundtrack zum Film "Incubus" und, vermutlich noch wichtiger, in der 2007er Ausgabe des Videospiels Fifa Soccer. Und jetzt kurz darauf noch das neue Album, da kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Tatsächlich ist "61" ein gutes Album ohne große Ausfälle und, für manche soll diese Erwähnung wichtig sein, es ist weit davon entfernt, ein typisch englisches Rockalbum zu sein. Stattdessen bestechen die Lieder durch ihre düstere, melancholische Atmosphäre und die cleveren Arrangements und sind dabei doch "nur" ganz normale Rocksongs. Zu prägnant und forciert, um sie als vertrackt zu bezeichnen, zu vertrackt, um zu einer langweiligen Hitsingle zu werden. Als Alleinstellungsmerkmal dient nach wie vor Tim Brownlows Stimme. Natürlich wird es wieder genügend Leute geben, die über die sehr eigentümliche, nasale Gesangsweise meckern werden, und tatsächlich geht das manchmal einen Tick zu weit, aber vor allem in den Balladen, die auf "61" natürlich auch nicht fehlen, zeigt er, wieviel Gefühl er in seine Stimme legen kann.

Was auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf, ist die gute Produktion. Wer seine Boxen bis zum letzten ausreizt oder zu Kopfhörern greift, wird aufgrund des sehr guten, druckvollen Sounds nur widerwillig zur Leiser-Taste greifen. Trotzdem fehlt "61" etwas, was man von Belasco in der Vergangenheit schon zu Genüge bekommen hat, und zwar die ganz große Melodie, der ganz große Song, der Ausreißer nach oben, der das gute Album zu einem sehr guten macht. Stellt sich also die Frage, ob sie diesmal durchstarten werden. Schwierig zu sagen, mit "Something Between Us" hätten sie das gemusst, wieso sollte es jetzt klappen?

Matthias Kümpflein

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