Ungestüm. Als Ein-Wort-Zusammenfassung des aktuellen Bear-Hands-Albums trifft es dieser Begriff wohl am besten. "Distraction" – der Name ist Programm. Kaum eingefunden ins Synthie-Flirren, lenkt wildes Geschrammel oder die neue Hookline gleich wieder ab, der Bass ändert die Richtung, der nächste Break kommt bestimmt. Die Übergänge sind oft vogelwild in der Mischung aus 80s und Postpunk, und immer, immer mit einem ordentlichen Groove. Um es mit der Band selber zu sagen: besonders die Hits wie "Giants" oder "Bad Friend", make you slip into smiling wildly. Auf Albumlänge ohne wirklichen roten Faden und mit eigentlich nicht vorhandener Singstimme kann das aber auch ganz schön anstrengend sein.

Hier und da wurden die Bear Hands schon durchaus nicht nett gemeint als „College-Punks“ bezeichnet. Und in der Tat haben sie sich auf dem Wesleyan-College in Conneticut kennengelernt. Ja, genau das, wo MGMT auch herkommen – befreundet war man zu der Zeit auch ein bißchen. Teile der Band haben sich allerdings eher in der dortigen Hardcore-Punk-Szene getummelt, bevor sie zu Bear Hands gestoßen sind.

Zwischen Teenage Dirt Bag und ODB-Referenzen hat das Album aber auch ruhige, nachdenkliche Momente und tolle, sehr persönliche Texte. So handelt "Agora" von Sänger Dylan Raus psychischen Problemen, von der Angst, das Haus zu verlassen.

Es ist eigentlich schade, dass der (kleine) Hype erst jetzt kommt. Das erste Album ("Burning Bush Supper Club") war ein finanzieller Flop, hatte aber mit "Crime Pays" und "Tablasaurus" vielleicht die stärkeren Hits. Nun scheint es zum Glück etwas besser zu laufen, und die Bear Hands laden zum Rumspringen auf die Indie-Tanzflächen.

Nicola Krieghoff

Diskutieren

Weitersagen

Finden