Rezension

Band Of Horses

Why Are You Ok


Highlights: Hag // Casual Party // Barrel House
Genre: Folk-Pop / Indie-Rock
Sounds Like: My Morning Jacket // The Shins

VÖ: 10.06.2016

Rein in den Alltag. Raus aus der Strandhütte, runter vom Gipfelbiwak und rein ins Leben eines Vierfachvaters irgendwo in Charleston, South Carolinas Suburbia. Das ist das Gefühl auf „Why Are You OK“, dem ersten Album der Band Of Horses nach vier Jahren. Anders als gewohnt schrieb Bandleader Ben Bridwell die zwölf Songs des Albums nicht in einer selbst gewählten Abgeschiedenheit, sondern einfach zu Hause, meist mitten in der Nacht, um sich tagsüber um seine Familie kümmern zu können. Und so ist das neue Album sehr viel stärker vom ganz normalen Trott eines erfolgreichen, aber nur bedingt berühmten Musikers geprägt. Der Alltag als Ort der Geborgenheit, der Ängste, der Gelassenheit, der Liebe und (gar nicht mal so paradoxerweise) auch der Abenteuer zieht sich als wiederkehrendes Motiv durch die Platte.

Der Zweiteiler „Dull Times / The Moon“ zu Beginn ist glatte sieben Minuten lang. Zunächst als ganz klassische Ballade beginnend schwillt der Song in der zweiten Hälfte immer stärker an, bis schließlich die akustische Gitarre gegen eine elektrische getauscht wird und klar wird, dass Band Of Horses auch die lauteren Töne beherrschen. Das durchaus lagerfeuertaugliche „Hag“ klingt traumhaft weich und warm. Und das, obwohl es um das Bedauern vertaner Chancen geht. Gleich darauf schließt sich mit „Casual Party“ die erste Single an. Der Song beginnt mit den Worten „It’s a complete farce>“„Awful conversation at the casual party […] The job, the babble on / The recreational hobbies / No, it never stops.“ Bridwell singt über sich selbst in der dritten Person aus der Sicht von lästernden Partybesuchern, die ihn für einen Soziopathen halten.

Produziert wurde das Album von Grandaddys Jason Lytle. Dieser hatte zwar außerhalb seiner Band kaum Erfahrung als Produzent, dennoch war Bridwell schnell klar, dass das der richtige Mann war. „We can smell our own for sure; we're both a bit grumpy, enjoy a cold beer or twelve, and like to laugh at funny shit. There's a brotherly connection. We share the same ears.“ Lytles mangelnde Erfahrung wurde wettgemacht durch die Unterstützung einer wahren Produzentenlegende. Rick Rubin hörte der Erzählung nach einen Song der Band im Autoradio. Dieser brachte ihn dazu, sofort anzuhalten und Bridwell anzurufen. Der verrät zwar nicht, welchen Tipp er damals genau von Rubin bekommen hat, meint jedoch, es war genau der letzte Anstoß, den seine Songs gebraucht hätten.

„Why Are You OK“ ist ein dezentes und im besten Sinne bescheidenes Album, das zwar gefällt, allerdings nicht ganz so packend wie die früheren Alben daherkommt.

Christoph Herzog

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Live-Video zu "Casual Party"

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