Rezension

Awolnation

Here Come The Runts


Highlights: Jealous Buffoon // Seven Sticks Of Dynamite // Cannonball
Genre: Alternative Rock // Indie-Pop // Electronica
Sounds Like: Prince // Imagine Dragons // Royal Republic

VÖ: 02.02.2018

Mit „Sail“ landeten Awolnation einst einen Megahit, doch wer versucht, das Projekt von Mastermind Aaron Bruno auf den Sound des Charterfolgs zu reduzieren, scheitert spektakulär: Auf Albumlänge wuchert das Geschehen regelmäßig in alle Richtungen und lässt zwischen Alternative-Rock, Industrial, Electronica, Folk und Pop nichts aus. „Here Come The Runts“ bildet da keine Ausnahme. Selbst wer nur die ersten fünf Tracks hört, hat bereits mindestens vier verschiedene Popmusik-Stile passiert – vom brachialen, mit Synth-Fanfaren aufgepeppten Metal-Galopp des Openers über den reduzierten Electro-Indie von „Passion“, die Rap-Einlage „Sound Witness System“ bis zur Folk-Halbballade „Handyman“. Und da kommen dann noch neun Songs.

Geschlossenheit im Soundbild ist also auch auf Album Nummer Drei nicht Aaron Brunos Ding. Immerhin: Die Umsetzung seiner im Vorfeld der Veröffentlichung getätigten Aussage, auf „Here Come The Runts“ mehr als zuvor auf Gitarren und weniger auf Elektronik zu setzen, zieht sich hörbar durch die Songs. Wer die rockigen Passagen und die Akustikgitarren-Momente bei Awolnation immer am liebsten mochte, bekommt daher jede Menge neue Lieblingssongs – das tolle Doppel aus „Jealous Buffoon“ und „Seven Sticks of Dynamite“ in der Mitte der Tracklist zum Beispiel.

Faszinierend bleibt auch auf „Here Come The Runts“, wie Bruno es immer wieder schafft, stimmige Songs aus scheinbar völlig gegensätzlichen Versatzstücken zusammenzuwürfeln. Auf „Cannonball“ mit seinem kruden Mix aus krass verzerrten Gitarren, Gospel-Einflüssen, einem extrem eingängigen Bubblegum-Refrain und drumcomputerhaft auf den Punkt gespieltem Beat muss man jedenfalls erst mal kommen. Auch „Tall, Tall Tale“ lässt sich mit Schilderungen wie „Black Keys meets Bilderbuch in der Chillout-Electro-Disco“ allenfalls näherungsweise umschreiben.

Erzwungen oder experimentell wirken aber auch die schrägsten Kombinationen eigentlich nie. Dass die Qualität stimmt, steht bei aller wilden Stilpantscherei deshalb zu (fast) keinem Zeitpunkt außer Frage. Sicher, es gibt ein bisschen Füllmaterial auf „Here Come The Runts“ – den schon genannten „Sound Witness System“-Rap würde wohl niemand vermissen, "Miracle Man" gerät etwas sehr gleichförmig und das 30-sekündige Liedchen „A Little Luck...And A Couple Of Dogs“ würde als vollwertiger Track wohl auch mehr Wertschätzung erfahren. Alles in allem ist das Album aber eine völlig runde Sache – was im Awolnation-Kosmos bedeutet, dass es so viele Ecken hat, dass sie nicht mehr stören.

David Albus

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