Rezension
Ava Luna
Infinite House
Highlights: Tenderize // Steve Polyester // Roses And Cherries // Billz
Genre: Nervous Soul // Psychedelischer Indie-Pop
Sounds Like: Talking Heads // Speedy Ortiz // Adult Jazz
VÖ: 10.04.2015
Ava Luna legen mit „Infinite House“ binnen eines Jahres ein Nachfolgewerk zu ihrem Überraschungserfolg „Electric Balloon“ nach. Namensgebend war ein verlassenes und verwildertes Haus inmitten eines Waldes, auf das die New Yorker nahe des verträumten Städtchens Benton im Bundesstaat Mississippi stießen. Ein „Infinite House“ also, das von nun an dem Schreibprozess und als Aufnahmestätte diente. Gleichzeitig soll der Titel metaphorisch das lyrische und musikalische Labyrinth beschreiben, durch das sich die Band auf ihrer neuen Platte windet.
Denn man kann sich schon mal verlaufen, wenn fünf verschiedene kreative Köpfe aufeinander treffen. Zuhause in Brooklyn ist jedes Bandmitglied auch für seine kreativen Taten jenseits von Ava Luna bekannt. Die Musikgruppe lebt von diesem Ideenreichtum. Neben der breiten Palette an musikalischen Einflüssen hört man den Songs nach wie vor die unterschiedliche Federführung seiner Mitglieder an. Carlos Hernandez dominiert zwar das Geschehen, doch Felicia Douglass legt mit „Coat Of Shellac“ den bis dato wohl zugänglichsten Pop-Song der Band vor und Becca Kauffman, die nebenbei auch Comedian und Performance-Künstlerin ist, steuert den Ausnahmetitel „Steve Polyester“ bei. Besonders letzterer ist ein Highlight auf „Infinite House“. An der Kunstfigur Steve Polyester mit ihren zahlreichen Attributen („he is a landscape“ und „shaped like a cockroach“, aber auch „he smells good“ und sieht aus wie „a ruby lined in gold“) kann man den Ideenfluss einer Band nachvollziehen, bei der erstmal nichts zurückgehalten und alles zugelassen wird. Trotz der unterschiedlichen Urheber fällt über den Verlauf der Platte auf, dass Ava Luna ihren Sound gefunden zu haben scheinen.
So überrascht es nicht, dass „Infinite House“ klanglich ausgewogen und satt produziert daherkommt – gemischt wurden die Aufnahmen daheim in New York von Dave Fridmann (u.a. The Flaming Lips). Die romantische Vorstellung der verlassenen Waldhütte und eine hierdurch möglicherweise befreiende Wirkung im Bezug auf das gewohnte Großstadtleben zeigt sich nur bedingt – beispielsweise in dem ausgedehnten Jam „Victoria“. Ansonsten fehlt – und hierbei handelt es sich um Klagen auf hohem Niveau – etwas die Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn, die den Vorgänger „Electric Balloon“ so liebenswert machte. Einen Eindruck von Hernandez' mitreißendem Gesangsorgan bekommt man andeutungsweise lediglich in „Billz“ geboten. Ausgeflipptes und gleichzeitig eingängiges Songwriting gibt es in „Tenderize“ und eben „Steve Polyester“. „Infinite House“ bietet jedoch auch Verschnaufpausen, wo „Electric Balloon“ nicht müde wurde, durchweg zu begeistern. Dennoch muss man sich um eine Band, die in nur einem Jahr elf derartige Songs schreibt und veröffentlicht, wahrlich keine Sorgen machen.
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