Rezension

Arkells

Jackson Square


Highlights: Deadlines // Pullin' Punches // John Lennon
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: The Gaslight Anthem // The Hold Steady // Bruce Springsteen // Kings of Leon // Foo Fighters

VÖ: 29.06.2012

Wenn heutzutage von der florierenden kanadischen Musikszene die Rede ist, steht all das Talent, das die Multikulti-Metropolen Montreal und Toronto in den letzten Jahren hervorgebracht haben, in der Regel im Mittelpunkt. Denn insbesondere dort werden nun mal Klangkonventionen gebrochen, neue Genres geprägt und Polaris-Preise eingeheimst. Die Industriestadt Hamilton hingegen hat musikalisch kaum jemand auf dem Schirm, obwohl „The Hammer“, wie sie von den Kanadiern liebevoll genannt wird, schon längst nicht mehr nur Stahl produziert, sondern auch eine Fülle an vielversprechenden Bands zu bieten hat.

Was viele dieser „Hammer“-Acts gemein haben: Sie versuchen gar nicht erst, nach den Sternen zu greifen, sondern spezialisieren sich lieber auf das, was sich schon jahrzehntelang bewährt hat und immer noch keine gravierenden Alterserscheinungen zeigt: klassische Folk- und Rockmusik. Die lokale Konkurrenz ist schließlich sehr viel überschaubarer und der Druck, aus der Masse herausstechen zu müssen und dem Ruf der Heimat gerecht zu werden, fehlt auch. So scheint die recht unscheinbare Herkunft insbesondere auf (relative) Newcomer wie die Arkells eine befreiende Wirkung zu haben – zumindest schert sich das Quintett ganz offensichtlich einen Dreck darum, was in den Musik-Hubs des Landes gerade „hip“ oder „hot“ ist. Vielmehr schmeißen sie auf ihrem mittlerweile schon fast vier Jahre alten Debüt „Jackson Square“ mit schmissigen Gitarrenriffs und Singalong-Hooks um sich, zu denen man schon vor zehn, zwanzig oder gar dreißig Jahren eifrig mitgegangen wäre. Das Retro-Artwork kommt also nicht von ungefähr.

Auch wenn es somit nun wahrlich nichts Bahnbrechendes ist, was einem die Jungs hier auftischen, wird wohl auch der vehementeste Innovationsverfechter neidlos anerkennen, dass sie mit einem untrüglichen Gespür für unverschämt eingängige Melodien gesegnet sind, das ihnen in der kanadischen Heimat völlig zu Recht schon zu so manch einem Radio-Hit und zwei begehrten Juno-Awards verholfen hat. Denn wer seine Vorbilder so offen zur Schau stellt, wie die Arkells dies im von springsteenesker Mundharmonika untermalten „No Champagne Socialist“ und der unwiderstehlichen Selbstfindungshymne „John Lennon“ tun, dabei aber gleichzeitig dieselbe Frische zu versprühen weiß wie die amerikanischen Indie-Lieblinge The Gaslight Anthem oder auch The Hold Steady und der gepflegten Melancholie („I’m Not The Sun“) ebenfalls nicht abgeneigt ist, macht im Grunde alles richtig – ganz nach dem alten Erfolgsrezept: Something old, something new, something borrowed, something blue.

Paulina Banaszek

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