Rezension

Ariel Pink

Dedicated To Bobby Jameson


Highlights: Another Weekend // Bubblegum Dreams // Do Yourself A Favor
Genre: Psychedelic // Pop
Sounds Like: The Flaming Lips // Talking Heads // Adanowsky

VÖ: 15.09.2017

Eine große Gespensterparty ist das Ganze. Über allem schwebt Bobby Jameson (Songwriter aus den 60ern), hauptsächlich weil er dem wilden Mix zumindest einen Titel gibt und zudem der dazugehörige Titelsong besonders gut ist. Ariel Pink selbst spukt seit 21 Jahren durch ein Dutzend Labels und tanzt mit den schlafwandelnden Hunden der 70er Jahre. Natürlich kann er sie nicht wecken (soll man bei Hunden ja auch nicht), aber er lädt sie zu wilden Jamsessions ein. Das klingt genauso schräg, wie man sich somnambule Köter in Disco-Klamotte vorstellt.

In seinen guten Momenten, ungefähr 3/4 des Albums, schweben sonnige Gitarren neben weichen Synthies und lassen den Hörer denken, dass es ganz lässig ist, ein Geist zu sein: über allem schweben, sich mit "Bubblegum Dreams" beschäftigen und sich als "Dreamdate Narcissist" zu Netflix and chill verabreden. Und dann gibt es diese Ausrutscher, die das Album von einem wütenden Poltergeist durchschütteln lassen: "I Wanna Be Young" klingt, als würde man eine mp3 hören, die mit 64 mBit/s codiert ist. Bei aller Retroliebe, das ist körperlich unangenehm für die Ohren und schlechte mp3s sind nicht das, was die Jugend versüßt hat. Ariels Xiu-Xiu-Allüren in "Santa's In The Closet" sorgen leider nicht für Soundvielfalt, sondern dafür, dass man gerne weiterskippt. Die knapp sechs Minuten Noise in der Albummitte hätte er sich auch sparen können.

Inwiefern Jamesons diese Huldigung gefallen hätte, bleibt zum Glück offen. Fest steht, dass Ariel Pinks Single-Auskopplung "Another Weekend" schon jetzt mehr Klicks hat als alle Videos von Bobby Jamesons Youtube-Kanal und seinem persönlichen Blog zusammen. Dem Flüstern der Geister zu Lauschen macht aber auch einfach mehr Spaß, als einem alten Mann beim Fluchen zuzugucken, der sich von der Musikindustrie ausgenutzt fühlt... Die Frage, ob Ariel Pink mit der Wiederholung der Wiederholung die Heimsuchung von Geistern begünstigt und ob das kreativ ist oder redundant, bleibt den Philosophen überlassen.

Peter Heidelbach

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