Rezension

Architecture In Helsinki

In Case We Die


Highlights: Nevereverdid // It'5 // Tiny Paintings
Genre: New Weird Australia // Indiepop
Sounds Like: The Fiery Furnaces // The Unicorns // Animal Collective

VÖ: 13.01.2006

Die Chaostherie besagt: Ähmm, ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung. Metaphysik, Mathematik. Alles nicht mein Bier. Ich mochte einfach nur Frau Ortlieb. Etwa 1,70, lange dunkle Haare, toller Duft. Für mich gingen die beiden Fächer somit eigentlich immer klar in der Oberstufe. Ich konnte nur nicht verstehen, wie so eine attraktive Frau so ein Zahlenfreak sein konnte. In meiner Vorstellung passt das nicht zusammen. Und solche Mädchen scheint es ja wohl auch nur sehr sehr selten zu geben. Wenn die dann noch auf Star Trek stehen, ist der Weg zu dieser Platte auch nicht weit. Wissen die australischen Finnland-Fans auch. Und haben wohl den exzessiven Wodkakonsum mit dem Nordvolk gemeinsam. „In Case We Die“ beginnt so, wie Star Trek immer beginnt. Aber ich mein die alten Folgen, mit Baucheinziehen. Those were the times. „Ahhhahahhhahaha.“ Hach, schön. Architecture In Helsinki machen gar keinen Hehl daraus, dass sie furchtbare spinnerte Gesellen sind, das deutet ja schon der Bandname an. Nochmal: Das hier sind Australier. Und so klingen, als wären sie in Känguruhbeuteln aufgewachsen tun sie ja schon.

Überall zirpt und melodeit es, dass es eine Freude ist. Ungewöhnliche Instrumente, allen voran die Betonung des Keyboards und die innovative Percussion sorgen für Frische. Klar, in den Kontext des New Weird America passt das schon alles, aber sind wir nicht alle ein bißchen Bluna? Doch, ich denke schon. Spätestens beim Einsatz einer Sitar bei „Do The Whirlwind“ weiß man: Diese Leute meinen das doch alles ernster als sie meinen. Lauter Bläser und anderes Zeugs runden das Bild ab. Echte Musiker sind am Werk. Die Lyrics sind es auch wert angesprochen zu werden. Ja, verehrter Leser, Sie haben es sich wohl sowieso schon denken können: Die sind nicht ganz ohne.

The mistake you don't make,
Or the rain cloud covers above your house.
Steal the feelings,
Don't focuse on the flames girl.
Have I failed to impress you?
Could've sworn that wine
And one and four made two,
But it's 5!
It's 5!

Klingt deppert, ist deppert, muss deppert, macht deppert und furchtbar Laune! „It'5“ gehört sicher zu den Highlights. Auch wenn ich das niemals zugeben würde, wenn mich einer fragt. Viel zu albern ist das, für bierernste Anti-Chuck-Agitatoren wie mich. Also wirklich, ich darf doch bitten. Silentium! Ach, wisst ihr was? Kehricht! Das macht alles zu sehr Spaß. Viel zu sehr möchte man einfach durch den Raum hüpfen und so tun, als hätte man ganz viele verschiedene Kräuter geraucht, obwohl man gar nicht hat. Solche Zauber schafft nur Musik. „Bubblebobble, oi oi oi!“ soll der neue Schlachtruf sein. Immer im Auftrag Ihrer Majestät Queen Melodia. Mit der Lizenz zum Totlachen.

Aber es ist nicht alles eine Clownsnase was glänzt, muss an dieser Stelle auch mal gesagt werden. Manchmal fühlt man sich doch genervt oder vielleicht einen Tick zu sehr an die Jungs von den Unicorns oder eben der oben erwähnten New Weird America-Generation erinnert. Ein wenig mehr Eigenständigkeit wäre schon nicht schlecht gewesen. Und das starke Nord-Süd-Gefälle der Platte wird auch sehr deutlich. Aber was soll's. Eine Platte wie ein toller Comic. Sowas lohnt sich auch mal, muss ja nicht immer „Toolstoi“, „Radioheadegger“ oder „Adorno For Pyros“ sein. So ein wenig gutgelaunte Spaßlektüre bringt einen gut durch die Nacht und am nächsten Morgen wacht man fröhlich auf und schreit vor lauter Entsetzen, weil der Wecker erst in zwei Stunden klingelt, denn:

IT'S 5!

Konstantin Kasakov

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