Rezension

Antemasque

Antemasque


Highlights: 4AM // In The Lurch // People Forget
Genre: Prog-Rock // Hardrock // Post-Hardcore
Sounds Like: At The Drive-In

VÖ: 21.11.2014

Allein die beiden Namen in einem Atemzug zu nennen, löst bei dem Redakteur, dessen musikalische Sozialisation maßgeblich durch die Bands At The Drive-In und die frühen The Mars Volta beeinflusst wurde, ein mittelschweres Herzrasen aus: Omar Rodríguez-López und Cedric Bixler-Zavala spielen tatsächlich wieder in einer gemeinsamen Rockband.

Das Überraschende daran ist nicht, dass sie es gemeinsam tun, denn glücklicherweise verlief der Schnitt, der vor dreizehn Jahren die Post-Hardcore-Legende At The Drive-In auseinanderbrachte, sauber an den beiden Kreativköpfen Rodríguez-López und Bixler-Zavala vorbei. Diese gründeten daraufhin The Mars Volta und entfernten sich Schritt für Schritt von gängigen Mustern der Rockmusik – zunächst genial und sich dann zunehmends in einer immer kleiner werdenden Spalte aus Experimentalismus und Fusion verlierend. Wirklich nicht zu erwarten war daher nur, dass Antemasque so gar nicht neu und gewagt klingen, sondern laut dahin zurückstürmen, wo man mit At The Drive-In schon einmal war.

Schon die nervösen Riffs, die „4AM“ und damit das Debütalbum eröffnen, machen klar: Das hier klingt wieder wild und dringend und hebt sich deutlich von den letzten Veröffentlichungen der beiden Musiker ab. Die einfache Instrumentierung, die auf der Platte nur noch von Schlagzeuger Dave Elitch (ehemals The Mars Volta) und dem Bassspiel ihres Freundes Flea (Red Hot Chili Peppers) komplettiert wird, trägt dazu bei, dass hier nichts von dem Zusammenspiel Cedrics und Omars ablenkt. Mit „I Got No Remorse“ geht es temporeich weiter und man fühlt sich tatsächlich zurückversetzt in eine Zeit, als At The Drive-In der Rockwelt den Kopf verdrehten.

Doch leider bestätigt sich danach eine Tendenz, die sich bereits bei den späten The Mars Volta andeutete. In immer kürzer werdenden Abständen veröffentlichte die Band zuletzt neues Material, das oft wie im Rausch, aber immer seltener klug durchdacht daherkam. Auch „Antemasque“ merkt man diese Spontanität an. Die Höhepunkte der Platte fanden sich so bereits auf der „4AM“-EP im Frühjahr. Dem Rest fehlt es bisweilen an Biss. „Drown All Your Witches“ ist ein Mid-Tempo-Rocksong geworden, der aber immerhin noch nette Referenzen zu bekannten Rockgrößen aufweist. „Ride Like The Devil’s Son“ oder „Momento Mori“ sind hingegen schlicht zu einfach gestrickt, um irgendeinen Mehrwert zu besitzen. „50,000 Kilowatts“ klingt gar so austauschbar, dass es auch aus der Feder jeder anderen beliebigen Rockband stammen könnte.

Der Sound ist also da, die packenden Ideen sind jedoch abhanden gekommen. Ob es sich hierbei nun um ein Zeit- oder ein Kreativitätsproblem in der Produktion handelt, lässt sich abschließend nicht beantworten. Für den Fan von früher ist „Antemasque“ dadurch ein Spiel mit dem Feuer geworden.

Jonatan Biskamp

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