Rezension

Animal Collective

Water Curses (EP)


Highlights: ---
Genre: Weird Folk
Sounds Like: Grizzly Bear // Wolf Parade // Panda Bear

VÖ: 04.05.2008

Tatort Brooklyn: Im Schatten der gebrochenen Weltstadt und südöstlich von deren eigentlichem Zentrum bildet sich eine Ansammlung progressiver Energie. Ein Haufen von Bands, die durch ihre Innovation und Unangepasstheit bestechen und der sich langsam, aber sicher und bestimmt zu einer neuen Bewegung entwickelt, was Fluch und Segen zugleich sein kann. Denn oft ist es so, dass Innovation ihren progressiven Geist verliert, sobald sie von mehreren Künstlern adaptiert wird.

Doch noch ist das lange nicht der Fall und so bringt eine dieser Bands mit „Dear Science“ wohl eines der Alben des Jahres 2008 heraus, während die hier besprochene Kapelle erst im nächsten Jahr einen Langspiel-Nachfolger zum 2007 verblüffend herzlich angenommenen „Strawberry Jam“ abliefern wird. Um diese Wartezeit für sich selbst und ihre Jünger zu verkürzen, setzen sie auf der EP „Water Curses“ den festlich zelebrierten „Weird Folk“ – wie Kritiker diese Musik anno 2007 mangels Alternativen charakterisierten – fort. Und genau darum scheint es in dieser Brooklyner Bewegung auch zu gehen. Das progressive Moment in dieser Musik erschöpft sich nicht bereits darin, den Grad der Progression möglichst stetig zu erweitern, sondern einen Sound zu schaffen, der Freude macht. Möglichst allen zwar, doch – so hat man das Gefühl - zunächst einmal den Interpreten selbst. Während sich die Kritiker den Kopf zerbrechen, ob TV On The Radio nun Black Music oder Indie, Animal Collective nun Weird Folk oder Hippie-Irgendwas machen, kümmern sich die Bands selbst darum kein Stück und machen weiter, wo sie angesetzt haben. Und werden dafür abgefeiert. Innovation und Weirdness verkommen nicht zum bloßen Statement – auch wenn man das, anhand musikalischer Nebenprodukte, wie Albumcover, Bühnenoutfit und Bandaliasse gerade bei dem Animal Collective vermuten könnte. Vielmehr fühlt man eine gewisse Authentizität in jedem Schritt und das erfreut umso mehr.

Auch auf „Water Curses“ brubbelt und wabert der Synthie, verschluckt der Delay alles, was ihn umgibt, und spuckt es in einem Moment der Unaufmerksamkeit mit voller Wucht wieder aus. Das sind Animal Collective und man hofft, dass die vier hier dargebotenen Songs nicht aufhören. Immer wieder entdeckt man wieder etwas, eine kleine Soundspielerei, eine kleine Besonderheit, einen unterdrückten Schrei, der einem bei den zwanzig vorherigen Hördurchgängen nicht aufgefallen ist. Und wenn die Nadel sich von der Platte hebt, dann kann man sie nur wieder drauflegen, bis dann am 9. Januar des nächsten Jahres wieder etwas Neues vom verrückten Kollektiv unseren Hörsinn dauerbeschäftigt.

Andreas Peters

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