Rezension

Animal Collective

Centipede Hz


Highlights: Wide-Eyed // Applesauce // Fathertime
Genre: Psychedelia // Noise // Pop // Elektro // Folk
Sounds Like: Animal Collective // Panda Bear // Caribou

VÖ: 31.08.2012

Puh. Nein, nicht authentisch genug. Noch ein Versuch: Puuuuuuuuuuuuuuuuhhhhhh. Ungefähr so fühlt es sich an, wenn man „Centipede Hz“, die neue Platte der Baltimore-Verrückten Animal Collective das erste (und zweite, dritte...) Mal gehört hat. Ein Monster, das zunächst einmal größer erscheint als man selbst und einige viele Male erhört werden will, bevor sich dessen Ausmaße erahnen lassen. Animal Collective, nun dank Deakins Rückkehr wieder zu viert, machen es dem Hörer wahrlich nicht leicht.

„Centipede Hz“ ist wie auch schon vorige Veröffentlichungen eine psychedelische Reise, doch während „Merriweather Post Pavillion“ Psychedelisches, folkige Zurückhaltung und einfach großartige Popmusik fantastisch vereinte, bietet dieses Album ein weit größeres Maß an Sperrigkeit. War es das Ziel der Band, nicht mehr als Begleitmusik auf Hipster-Versammlungen zu taugen – bravo, das ist bestens gelungen. Dafür lässt „Centipede Hz“ dem Hörer viel zu wenig Zeit zum Atmen. Das Album will erarbeitet werden, wurde auch von der Band erarbeitet. Drei Jahre hat es gedauert, in denen die Band eine ausgedehnte Tour spielte, auf der größtenteils gejammt und neues Material erprobt wurde. In einem Interview verkündeten die Vier, dass „Centipede Hz“ das Animal-Collective-Album sei, welches am meisten Erarbeitungszeit benötige, bis die wahre Großartigkeit erkannt werde.

Besonders ist, dass Animal Collective sich auf dieser Tour und eben auch für diese Platte auf ein fast klassisches Bandgefüge besinnt haben: Schlagzeug, Gitarren, nicht mehr allzu viele Samples und Sequencer. Die Dynamik und Energie des Band-Zusammenspiels ist zu hören und spüren: Die ganze Zeit passieren abgefahrene Dinge, eine wilde, schöne Pop-Melodie folgt der Nächsten und wird wild begleitet von gefühlt drei weiteren. War der erfolgreiche Vorgänger das perfekte Popalbum, so ist dies ein energetischer Ausbruch. Und dieser ist am wichtigsten wahrscheinlich für die Band selbst, bewundernswert ist, dass der erfolgreiche Weg des Vorgängers einfach nicht weitergegangen wird. Animal Collective machen eben so einiges anders als andere Bands, und das macht sie so besonders. Dieses neue Album ist keineswegs ihr bestes, manifestiert dennoch weiter ihren Weg als eine der interessantesten und inspiriertesten Bands unserer Zeit.

Weil niemand sonst so etwas Abgefahrenes mit so viel Pop-Appeal macht, und weil die Vier am Ende wahrscheinlich sowieso recht haben werden und sich all die Pausenlosigkeit zu reiner Großartigkeit und Bewunderung entwickeln wird, ist das Album mindestens richtig, richtig gut. Wirklich wissen werden wir das erst nach vielen weiteren Rundläufen. Dass man auf diese nach anfänglicher Überwindung jedoch so richtig Lust hat, ist ein gutes Zeichen.

Daniel Waldhuber

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