Rezension

Andy Stott

Too Many Voices


Highlights: Butterflies // New Romantic // Over
Genre: Techno // Dub
Sounds Like: Machinedrum // Moiré // Burial

VÖ: 22.04.2016

Auf Andy Stotts fünftem Album „Too Many Voices“ erglimmt endlich ein wenig Helligkeit am Horizont. Der Urheber dystopischer Meisterwerke wie „Luxury Problems“ und „Faith In Strangers“, die in ihrer Vielschichtigkeit düsteren, immer wieder in Schwarztönen übermalten Landschaftsgemälden gleichen, entdeckt die Romantik klarer Melodien und geradliniger Strukturen für sich.

Die Single „Butterflies“ wirkt da fast schon beschwingt, und ihr Gluckern und Flirren ergießt sich wie ein lebendiger Bachlauf in die sonst triste Klangkulisse des Andy Stott. Diese existiert zwar weiterhin, nimmt auf „Too Many Voices“ jedoch konkretere Formen an und wirkt damit weniger bedrohlich als die seiner Vorgänger. Die Bedrückung etwa, die sich durch den charakteristischen Choral des Titeltracks ergibt, erscheint in seiner Eindimensionalität irgendwie überwindbar. So entsteht gleichzeitig ein Nachteil, denn die Überraschungen und die Freude, die sich beim langwierigen Erschließen etwa von „Luxury Problems“ ergaben, fehlen hier.

Dennoch bietet Stott ansprechende Momentaufnahmen. Mit „New Romantic“ nähert er sich dem Stil namhafter Beatbastler an und nimmt dabei einen rhythmisierenden Bass mit, der sich gleich erstmal tief in die Magengrube gräbt. Nicht nur hier geht „Too Many Voices“ einen großen Schritt auf die hedonistische Clubkultur zu und macht an einigen Stellen sogar Spaß. „First Night“ ist solch ein Track, der düster-elegant über den Dancefloor schwebt.

Auch wenn sich „Too Many Voices“ an mancher Stelle Längen erlaubt und nicht immer den komplizierten Weg geht, bleibt Stott weiterhin eine Ausnahmeerscheinung. Dies beweist er spätestens mit „Over“, wenn Beats in alter Manier stolpern, klagende Synthies an sich zu ersticken drohen und Stott so seine Schlingen langsam immer fester zuzieht. Das macht ihm so schnell keiner nach.

Jonatan Biskamp

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