Rezension

Andrew Bird

My Finest Work Yet


Highlights: Sisyphus // Olympians // Fallorun //
Genre: Singer-Songwriter
Sounds Like: The Divine Comedy // Father John Misty // Alexander Ebert // Guillemots // Harry Nilsson

VÖ: 22.03.2019

„My Finest Work Yet“ – wer einem Album solch einen Titel verpasst, ist entweder sehr selbstironisch unterwegs oder unglaublich arrogant. Oder vielleicht auch irgendwo dazwischen. Immerhin gehört Andrew Bird ja absolut zu den alten Hasen im Singer-Songwriter-Geschäft, die schon so Einiges abgeliefert haben, um sich ein entsprechendes Ego erlauben zu dürfen, und mit dem 15. Album nimmt man sich selbst und dieses ganze Musik-Ding wahrscheinlich auch einfach nicht mehr so ernst. Wie auch immer, ist das hier jetzt sein bestes Album? Völlig egal – auf jeden Fall macht es eine Menge Spaß.

Besser als mit „Sisyphus“ hätte Andrew Bird nicht in sein neues Album starten können, einem schönen leichten hippiesken Folk-Track, natürlich versehen mit einem von Birds Markenzeichen, einer gepfiffenen Melodie, die Assoziationen zu Alexander Ebert weckt. Diese Zugänglichkeit ist etwas, das sich durch das gesamte Album zieht und es direkt ganz oben in der Frühlings-Playlist landen lässt. In „Bloodless“ mit seinem vollen Bandsound setzt sich der Grundtonus des Albums fort und auch „Olympians“ packt einen direkt mit seinem treibenden Schlagzeug und den verzückt tänzelnden Pizzicati von Birds Violine. Auch die weiteren Songs des Albums wie „Fallorun“ sind erfüllt von einer angenehmen Frische und Originalität, die man von einem Musiker, der seit über 20 Jahren Alben veröffentlicht, nicht unbedingt erwarten würde.

Das Schöne an „My Finest Work Yet“ ist, dass man sich ständig an andere Singer-Songwriter erinnert fühlt, und zwar bunt durchmischt aus den letzten 60 Jahren, was dem Album eine zeitlose Eleganz verleiht und einem wieder einmal zeigt, wie viel letztlich an gutem Songwriting hängt, so schwer es sich auch manchmal fassen lässt, was genau dies ausmacht. Fest steht: Andrew Bird hat das absolut drauf, und schafft es dazu durch seinen Gesang so viel Leidenschaft zu transportieren, dass man immer wieder bei diesem Album landet und auch richtig Lust bekommt, sich mal wieder durch seinen Backkatalog zu hören – vielleicht kann dann auch endlich eine fundiertere Meinung zu Birds Selbsteinschätzung abgegeben werden, ob hier nun tatsächlich der bisherige Zenit erreicht ist.

Kilian Braungart

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