Rezension

And So I Watch You From Afar

Heirs


Highlights: Wasps // People Not Sleeping // Tryer, You
Genre: Instrumental-Rock
Sounds Like: 65daysofstatic // Ratatat // SDNMT

VÖ: 08.05.2015

Langeweile klingt anders. Das machten die vier Belfaster Jungs von And So I Watch You From Afar (ASIWYFA) sofort deutlich, als sie im Jahre 2007 mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum um die Ecke preschten und mit dem berstenden Instrumental-Rock darauf die Antithese zu dem schwermütigen und sperrigen Post-Rock vieler Kollegen lieferten. Songs wie „Set Guitars to Kill“ und „Clench Fists, Grit Teeth...Go!“ trugen nicht nur schmückende Titel, sondern klangen auch nach akustischen Gewaltexzessen. Napalm für die Gehörgänge.

Doch schon mit dem zweiten Album „Gangs“ schien es so, als hätten ASIWYFA eine Selbsthilfegruppe besucht und dort gelernt, mit ihren Wutausbrüchen umzugehen. Die Songs klangen zwar immer noch nach kolossalen Dampfwalzen, die prunkvolle Schlösser unter sich begraben, aber nicht mehr so bedrohlich wie am Anfang. Jetzt schien der Optimismus eines strahlenden Sonnenuntergangs die treibende Kraft zu sein. Happy Brutality, sozusagen.

Und seitdem zieht sich diese positive Energie durch ihren Output bis ins vierte und aktuelle Album „Heirs“ hinein. Und das macht auch ohne Zweifel gute Laune, aber klingt inzwischen einfach zu routiniert. Viele Melodien und Motive sind stark aus den Songs der letzten Alben abgekupfert, als wäre der Band nichts mehr eingefallen. Ironischerweise bedeutet der Titel „Heirs“ soviel wie „Erbe“ – was zum Gesamtbild des Albums passt. Es hat einfach das übernommen, was seine Vorgänger schon gemacht haben. Und damit lässt die Frische des Sound leider nach. Dafür setzen ASIWYFA vermehrt auf hymnische Gesänge. Songs wie „These Secret Kings I Know“ und „Redesigned A Million Times“ klingen fast wie flippiger Indie-Pop aus dem Hause Los Campesinos.

Vielleicht nehmen sich And So I Watch You From Afar auch einfach nicht mehr genügend Zeit für ihre Alben, weil sie schnell wieder auf Tour gehen wollen. Was noch nicht mal ein verwerflicher Grund wäre. Denn live liefern die Jungs immer noch unfassbar elektrisierende Shows ab, die ihresgleichen suchen. Wer sich davon überzeugen mag, hat Ende Mai die Gelegenheit. Da verarbeiten sie wieder die deutschen Konzert-Bühnen mit ihre instrumentalen Dampfwalzen zu Kleinholz.

Eric Ahrens

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