Rezension

Anathema

The Optimist


Highlights: Springfield
Genre: Postrock // Progrock
Sounds Like: Steven Wilson // Antimatter // Pink Floyd

VÖ: 09.06.2017

Getreu dem Motto „in jedem Ende stecke ein neuer Anfang“ reisen Anathema auf ihrem neuen Longplayer „The Optimist“ zurück in die eigene Bandgeschichte. Nein, natürlich nicht in die Doommetalphase zu Beginn, sondern sie berufen sich auf ihr späteres depressiv-progressive-Meisterwerk „A Fine Day To Exit“. In diesem verschwindet der Protagonist des Werkes am Ende an einem Strand.

16 Jahre später eröffnet ein Titel mit kryptischen Koordinaten „The Optimist“ und natürlich entsprechen diese Koordinaten denen des besagten Strandes. Mister X ist wieder da und setzt sich ins Auto. Was ihn antreibt, was sein Ziel ist und ob er gar verfolgt wird – hier verliert sich dieses Roadmovie von Album in Andeutungen. Immerhin ist es spannend und die durchgängigen Lyrics von „The Optimist“ erzählen eine Geschichte, die immer mal wieder mit diversen Geräuschen des Handelnden untermalt wird.

Warum es allerdings so leicht fällt, dem Protagonisten zu folgen, ist, dass ansonsten wenig passiert. Zwar ist „The Optimist“ kein Filmscore, benimmt sich aber wie einer und die instrumentalen Parts agieren dabei sehr dezent und unaufdringlich im Hintergrund. Die Instrumentierung ist spärlich, an dieser Stelle erfolgt leider kein Bezug zu „A Fine Day To Exit“, das diesbezüglich die perfekte Symbiose aus Story und Begleitung geliefert hat. Vielmehr setzen Anathema ihren Gang in die Beliebigkeit fort, der sich bereits mit „Distant Satellites“ ankündigte. Statt Bassläufen und Laut-Leise-Ausbrüchen dominiert das Leise. Grundzug eigentlich eines jeden Songs ist eine Klaviermelodie, die von einer sanft gespielten Gitarre begleitet wird. Wer Pink Floyds letztes Album „The Endless River“ kennt, kennt auch das Problem: Das ausspielen von Gitarrenlinien im Zusammenspiel mit Keyboard- und Pianoflächen mag zwar ganz nett sein, schläfert aber nach einer Weile ein. Im Gegensatz dazu bieten Anathema wenigstens Gesang, allerdings hauchen die Cavanagh-Brüder mit Sängerin Lee Douglas um die Wette, sodass auch hier der akustische Spannungseffekt fehlt. Anathema setzen so viel auf die übertriebene Pathoskarte, dass sie den Bogen dabei überspannen. So ist "The Optimist" wie so viele Filme nur ein Aufwärmen eines Stoffes, der nicht an "A Fine Day To Exit" herankommt.

Klaus Porst

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