Rezension

An Horse

Walls


Highlights: Dressed Sharply // Know This, We've Noticed // Brain On A Table
Genre: Indie-Rock // Indie-Pop
Sounds Like: Tegan and Sara // Stars // Azure Ray

VÖ: 29.04.2011

Man muss gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Auch mit ihrem zweiten Album "Walls" müssen sich An Horse – wie schon beim Debüt "Rearrange Beds" – wieder in erster Linie an Tegan and Sara messen lassen. Die Songs der beiden Duos ähneln sich in der Tat so frappierend, dass die Konzertbesucher bei der einstigen gemeinsamen Tour wohl primär optische Unterschiede ausmachen konnten. Zwar sind auch An Horse zu zweit unterwegs, allerdings sind hier beide Geschlechter vertreten. Der Platz hinter dem Mikro wird in der Regel von Gitarristin Kate Cooper eingenommen – mit einem männlichen Leadsänger wäre die Ähnlichkeit zu Tegan and Sara auch kaum erklärbar gewesen. Drummer Damon Cox wird zwar im Booklet ebenfalls als Sänger bezeichnet, allerdings greift er nur sporadisch unterstützend im Hintergrund ein.

Kann "Walls" also für die zuletzt schwächelnde kanadische Referenz in die Bresche springen? Die ersten Takte des Openers "Dressed Sharply" klingen schon einmal vielversprechend und auch druckvoll genug, um den Unterschied zu machen. Obgleich die Vehemenz danach wieder zurückgenommen wird, können Melodien und Harmonik des Songs durchweg überzeugen. Allgemein hält die erste Hälfte des Albums die stärkeren Titel bereit. Besonders hervorzuheben ist das hymnische "Know This, We've Noticed", das den Spannungsbogen ausgezeichnet aufbaut und sich darüber hinaus durch seinen hohen Wiedererkennungswert hervortut. Auch auf einem der beiden starken Tegan-and-Sara-Alben wäre dieser Song zweifellos zum Highlight avanciert.

Der angesprochene Wiedererkennungswert stellt primär in der zweiten Albumhälfte häufig ein Problem dar. Keiner der Tracks ist wirklich schlecht, aber auf ein weiteres echtes Brett wartet man auch vergeblich. "Brain On A Table" kommt einer rühmlichen Ausnahme noch am nächsten, was insbesondere einem genialen Break nach etwa einer Minute zu verdanken ist. Davon abgesehen fehlt es aber sowohl den balladesken Songs als auch den Uptempo-Indie-Pop-Rock-Nummern an markanten Stellen. Kate Coopers repetitiver Gesangsstil tut sein Übriges dazu, gefühlt die Hälfte aller Textzeilen gibt es mindestens zweimal direkt hintereinander zu hören. Vielleicht sollen so die Lyrics nachhaltiger im Ohr verankert werden, der tatsächliche Effekt entspricht aber eher dem Gegenteil. "Walls" lässt sich äußerst angenehm im Hintergrund hören, ist aber auf Dauer etwas zu monoton, um für echte Begeisterung zu sorgen.

Johannes Neuhauser

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