Rezension
Alter Ego
Why Not
Highlights: Blank
Genre: Techno
Sounds Like: Whirlpool Productions // Booka Shade // Justice
VÖ: 19.10.2007
Es gibt Musik, die kommt einfach zum falschen Zeitpunkt. Soll heißen, sie ist nicht schlecht, vielleicht aber auch nicht so wirklich überzeugend fantastisch, vor allem aber will ich sie gerade überhaupt nicht hören.
Alter Egos Album „Why Not?!“ gehört in diese Rubrik. Nichts gegen Techno, noch weniger gegen elektronische Musik an sich. Passt alles perfekt in meine augenblickliche Playlist. Aber „Why Not?!“ verdient für mich eigentlich nur den Titel „Warum? …. (Schluchz)“. Jörn Elling Wuttke und Roman Flügel präsentieren perfekt produzierten – glatt und kalt – Techno, der sowohl in der Großraumdisco, wie im hedonistischen NuRave-Gelage, wie in den Ohren der Musik-Nerds funktionieren dürfte. Dennoch nervt mich das gleich bleibende Dahingebleepe und –geblubbere tierisch an und langweilt gleichzeitig.
Liegt es am – zumindest empfundenen – Gleichklang der elf Tracks? Trägt die Überlänge von cd-ausfüllenden 75 Minuten Schuld?
Ihre eigene Plattenfirma zitiert DJ Koze mit den Worten, es handele sich bei „Why Not?!“ um „Comictechno“ oder auch „hanebüchene Zwergenmusik“, „anstrengend und übertrieben“. Was dort als Empfehlung für die Partymeute gemeint ist, sei hier als treffender abschreckender Warnhinweis ausgewiesen. Es ist genau das, und vielleicht gehe ich da im Sommer 2008 voll steil drauf, aber im Herbst 2007 können die beiden Südhessen mir Nordhesse damit echt gestohlen bleiben.
Egal ob es der Kindergarten-Techno „Jolly Joker“ oder der Ponyhof-Funk „Queen Anne’s Revenge“ ist, der industriell anmutende GTI-Rhythmus von „Pleasure Island“ oder aber das Atari-meets-C64-Geblubbere „Chicken Shag“, das will lustig sein, will tanzen machen, wird das sicherlich im passenden Umfeld sogar schaffen, ist aber für mich gerade eine Qual für die Ohren.
In unbeobachteten oder unaufmerksamen Momenten ertappe ich mich zwar dabei, durchaus ein grenzdebiles Lächeln aufzusetzen oder gar den unbewussten Drang zum Tanz zu verspüren, aber hinter dem Ofen hervorlocken tut mich eigentlich nur „Blank“. Dabei sollte das Album mich eigentlich doch ziemlich reizen, erscheint es mir doch gleichzeitig 1997 und 2007 zu sein, sowohl up to date als in seinen Mitteln und Klängen ebenso einer Tradition anhaftend, die es schaffte, den Indie-Hörer damals zum Elektronisch-Technoiden zu locken.
Dass das nicht gelingt; wurde jetzt lang genug ausgewalzt. Ich kann natürlich niemanden davon abhalten, sich „Why Not?!“ dennoch anzuhören, auf eigene Gefahr, aber allein für die Songtitel gehören Alter Ego eigentlich ignoriert … „Chicken Shag“, „Fuckingham Palace“, „Third World Food on Upper East Side“. Ich glaube für Techno-Punk ist mein Humorzentrum gerade nicht ausgelegt. „Why?!“
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