Rezension

Allah-Las

Worship The Sun


Highlights: Artifact // Follow You Down // 501-415
Genre: Jangle-Pop // Surf
Sounds Like: The Byrds // Love // The Yardbirds

VÖ: 19.09.2014

Jeder Mensch ist das Produkt seines Milieus. Sicher, dieser Gedanke ist tief im Naturalismus des 19. Jahrhunderts verankert, würde sich allerdings auch heute noch bestätigen, wenn man sich das Beispiel der Allah-Las aus Kalifornien vor Augen führt. Was passiert also, wenn sich vier Mittzwanziger, die sich zufälligerweise alle beim Verhökern von staubigen Platten und popkulturellen Reliquien in einem der größten Musikläden von Los Angeles kennengelernt haben, zu einer Band zusammenschließen? Neo-Dubstep? Folk-Hiphop? Kaum. Wie frei kann ein Plattenverkäufer sein?

Die Allah-Las zeigen: gar nicht. Das jahrelange Archivieren von und Stöbern in Byrds-, Love- oder Kinks-Kisten hat tiefe Spuren hinterlassen. Im besten Fall könnte man die Allah-Las nun als besonders engmaschiges Referenzraster von Musikgeschichte bezeichnen, damit würde man der Band allerdings wohl zu tiefe Selbstreflexion bescheinigen. Egal ob die Velvet-Underground-Referenzen in „Buffalo Nickel“ oder der Stones-Verschnitt „Every Girl“, übernommen wurde das, was auch daheim auf dem Plattenteller dreht. Irgendwie mogeln sich mit „Artifact“ oder „Follow You Down“ dann doch zwei ordentliche Hits auf „Worship The Sun“, das bestätigt allerdings eventuell auch das Klischee mit dem blinden Huhn und dem Korn. Oder man kennt als Rezensent einfach nicht das Vorbild, von dem man sich hat inspirieren lassen.

Ja, das Album hat angenehme Momente und eignet sich wohl auch hervorragend zum Cruisen, Surfen und sonstigen Erleben kalifornischer Klischees. Auch Hörer, die kaum Ahnung vom Surf oder Jangle-Pop der Sechziger haben, werden das Album lieben, schließlich sind alle Lieder doch ordentlich. Doch in welcher Höhle müsste man leben, um bis ins Jahr 2014 der immer noch wichtigsten Dekade der Rockmusik und ihrem Einfluss gänzlich entkommen zu sein? Die Allah-Las liefern hier ein rückwärtsgewandtes Stillleben, das von Produktion über Songs bis hin zur Aufmachung längst etablierten Musikgenres nichts hinzufügt. Wieso also den Vollpreis für ein Plagiat ausgeben, wenn du aus der Wühlkiste des Plattenladens deines Vertrauens für den gleichen Betrag vier Originale herausfischen kannst?

Yves Weber

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