Rezension

Allah-Las

Allah-Las


Highlights: Busman's Holiday
Genre: Psychedelic // West-Coast-Pop // Garage-Revival
Sounds Like: Love // The Yardbirds // The Animals // The Kinks

VÖ: 26.10.2012

„Pop am Rande der Erschöpfung“ und zwanghaft wiederkehrende Muster desselben Breis verkünden inzwischen sogar schon die Philosophen unter den Musikkritikern. Brauchen wir noch eine weitere Band, die mit Ray-Ban-Accessoires und Hawaii-Hemd die Tage des „Fun, Fun, Fun“ verkündet und an dich herantritt und sagt: „Peace, Bruder“?

Und um eines Mal vorweg zu sagen: Wenn die Allah-Las nicht mindestens genauso klingen wie die Animals, die Yardbirds, Love und andere prähistorische Dinosaurier-Bands, die unsereiner nur in Schwarz-Weiß kennt oder aus dem Plattenregal von Opa, dann haben die Beatles den Hip-Hop erfunden und Animal Collective die klassischen Muster eines Popsongs. Selbstredend kommen die Allah-Las aus dem Südwesten der USA, aus dem Staate Kalifornien, genauer gesagt L.A., und machen nun seit ein paar Jahren in klassischer Besetzung Musik miteinander, nachdem man sich im Plattenladen kennengelernt hat, in dem alle ein paar Kröten dazuverdient haben.

Schon der Pressetext wirkt beängstigend: „Die Allah-Las sind Spiegelbild der Reflektion, ein Echo des Echos, die nicht wegen des Halls oder des Schredderns von Pedalen psychedelisch ist, sondern wegen der einfachen Art, mit der sich die Songs in die Unendlichkeit erstrecken.“ Bullshit! Von wegen „Echo des Echos“! Ein paar cleane Gitarren, ein Vox-Verstärker und träges Schlagwerk sind zwar nett, aber in der Kombination tausendfach totgehört und noch lange kein Meisterwerk.

Eigentlich haben wir nun genügend Gründe gesammelt, um diese Band von vornherein zu hassen und kopfschüttelnd zu ignorieren, was wohl auch teils geschehen wird. Musikpreise wird diese Band mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gewinnen. Zu belanglos, zu langweilig, zu eintönig, zu altbacken, zu ewig-gestrig die Musik, außer eben für jene Sunny Boys und Bikini Girls, deren Horizont nicht weiter als zur nächsten Sieben-Meter-Welle reicht.

Eigentlich haben wir auch echt genug Gründe, diese Band der Seebestattung preiszugeben und doch mögen wir im Nachruf noch auf das eingehen, was gut war. Sie mögen zwar aus L.A. kommen wie tausend andere Bands, haben es aber doch vermocht, die dortige Musikkultur in hübschen West-Coast-Popsongs zusammenzufassen: Surf-Pop für den Sonnenuntergang, Wüstenstaub, flauschiger Amerikana, reichlich Reverb und ehrliche Bekenntnisse wie in „Tell me (What’s On Your Mind)“.

Die Allah-Las mögen gestrig sein, aber gute Songs, die zu so warmem und entspannten Hören einladen, entschuldigen schon beinahe das eine oder andere Liedchen, welches den Plagiatsverdacht rechtfertigt. Unbemerkt schleicht sich sogar ein Cover eines 1965er The-Roots-Songs ("Long Journey") darunter. Die Songs huldigen geradezu der Lethargie und zwischen den Zeilen finden sich mit der Zeit schließlich doch hier und da Hinweise auf waschechte Songs voller Gefühl und Emotion, die man im ersten Moment vielleicht als klischeebeladenen Aufguss von Altbekanntem wertet. Hier geht es nicht um das Schönreden einer Platte, sondern darum, dass, nachdem man sich doch sehr kritisch mit einer allzu gewöhnlichen Retro-Band beschäftigt hat, man sich dieses Album dann doch recht gerne direkt zwischen den Fresh & Onlys und den Beach Boys ins Regal stellt.

Achim Schlachter

Sehen


Video zu "Long Journey" auf Youtube (The Roots Cover)

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!