Rezension

Agnes Obel

Aventine


Highlights: Dorian // Aventine // The Curse // Words Are Dead
Genre: Singer/Songwriter // Klassik
Sounds Like: Nils Frahm // Bat For Lashes // Yann Tiersen // Feist

VÖ: 27.09.2013

Ein langer, tiefer Atemzug. Und jetzt der Sprung: Mit dem Kopf voran in einen tiefen, blauen Waldsee. Ein ewiger Moment. Eine warme Tasse so richtig guter Tee im Winter. Oder eben "Aventine", das neue Album von Agnes Obel, auf dem die dänische Wahlberlinerin über sich hinauswächst. Und das im kleinen Raum der verwendeten Instrumente, Klavier, Cello, Violine, keinerlei Percussion, nur einmal spärlich eine Gitarre. Diese Instrumente aber sind so geschickt zu einem großen Klangteppich verwebt, der sich über das ganze Album erstreckt. Einzelne Songs fügen sich dem gesamten Werk und bieten doch für sich große Momente.

Exemplarisch für das Album steht das tiefgehend schöne "Dorian", das mehr der Hauch eines Songs ist, und gerade deshalb so eindringlich. Mystisch vereint sind Klavier und Obels wunderbare Stimme, das Stück umwickelt den Hörer, packt ihn in eine wohlig warme Decke, tiefenentspannt ihn. Obel vermag es, jene mystische Aura auszustrahlen, die nur wenige umgibt. Aura ist übrigens griechisch und bedeutet Lufthauch – also ein Begriff, der mehr als passend ist, um Obels Musik zu umfassen. Klänge wie eine Symbiose aus dem magischen Klavierspiel etwa eines Nils Frahm und der mystischen Schönheit einer Natasha Khan (Bat For Lashes).

Mehr als auf dem Debüt kommen Streicher zur Geltung. "The Curse", eines der Highlights der Platte, basiert vollkommen auf geschickten Arrangements. Obel schöpft auch hier ihren Klangraum voll aus – gezupfte und gestrichene Streichinstrumente sind ineinander verwebt zu eindringlichen Nuancen, genau zum richtigen Zeitpunkt setzt das Klavier ein. Jeder Song hat seine ganz eigene innere Dynamik, steht zu gleichen Teilen für sich und das Gesamtwerk. "Aventine" ist ein noch größeres Ganzes als das zurecht gefeierte und mit Preisen ausgezeichnete Debüt "Philharmonics", noch mehr in sich gekehrt. Kein Wunder, denn Obel hat das Album komplett selbst geschrieben, arrangiert und produziert. So viel Talent, aber dann auch die Gabe dieses nicht übertrieben, sondern genau richtig auszuleben, muss man erstmal haben. "Aventine" macht, dass man sich auch ein bisschen auf den Winter freuen kann.

Daniel Waldhuber

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"The Curse" im Stream
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