Rezension

AFI

AFI (The Blood Album)


Highlights: Still A Stranger // Hidden Knives
Genre: Alternative Rock // Poppunk
Sounds Like: My Chemical Romance // Alkaline Trio

VÖ: 20.01.2017

AFI gehörten einmal zu den ganz Großen des Punkrock. Das Album „Sing The Sorrow“ ist nach wie vor einer der Genre-Klassiker schlechthin und mit ihrem Hit „Miss Murder“ schafften sie vor zehn Jahren den Schritt in die Charts und den Mainstream. Nach dem dazugehörigen Album „Decemberunderground“ hat man lange nichts – oder besser: nichts Relevantes – von den Kaliforniern gehört. Album Nummer zehn bildet da leider keine Ausnahme, auch wenn man sich beim Hören an manchen Stellen an früher erinnert fühlt.

Insgesamt ist die selbstbetitelte Platte mit dem inoffiziellen Titel „The Blood Album“ für eine Platte mit einem so melodramatischen Titel erstaunlich blutarm. Auf den frühen Alben haben AFI regelmäßig eine Vorliebe für Pathos und Drama bewiesen, vor allem in Intros. Davon ist hier nicht mehr viel zu spüren. Stattdessen herrscht ein Einerlei aus immer gleichen Melodien ohne viel Abwechslung, die man wohl als poppigen Alternativerock beschreiben könnte, wenn sie nur eingängiger wären. Ausnahmen gibt es davon leider nur wenige zu verzeichnen. „Hidden Knives“ ist dabei ein kleiner Lichtblick. Die aufgedrehte Gitarre bringt Abwechslung in die Strophen und der Refrain reißt selbst demotivierte Teenager mit kajalverschmierten Augen aus ihrer Lethargie. Auf der anderen Seite des Spektrums steht „Above The Bridge“, das zwar ebenfalls eingängig ist, diesen Effekt aber durch den stark repetitiven Text des Refrains erzwingt. Der kratzt mit Zeilen wie „I saw you step upon that bridge / walk across that bridge / I saw you float above that bridge“ leider ziemlich stark an der Grenze zum Peinlichen, man kann ihn sich aber durchaus (vielleicht gerade deshalb) ganz gut im Programm x-beliebiger Alternative-Radios vorstellen.

Die meisten Lieder auf „The Blood Album“ dümpeln zwar grundsolide, aber etwas ziellos zwischen diesen beiden Polen herum. Und immer dann, wenn man sich über ein paar fette Gitarren oder interessante Melodien freut, die ein wenig Abwechslung bringen, greifen AFI mit beiden Händen in den Phrasentopf. Bei Lyrics wie „I won‘t kneel / I won‘t bow (…) and I won’t serve anyone“ („So beneath you“) oder „I’m addicted to nights / afraid of the morning“ („Pink Eyes“) mag vielleicht Genreneulingen beim Hören das Herz übergehen, aber als Veteranen müssten AFI es eigentlich besser wissen. Zu ihren besten Zeiten haben die Kalifornier es immer geschafft, alle Peinlichkeiten ihres an Klischees so reichen Genres geschmackssicher zu umschiffen. Auch wenn in Songs wie „Hidden Knives“ oder „Still A Stranger“ manchmal noch Anleihen an größere Tage durchblitzen, sollten sich AFI vielleicht bald zur Ruhe setzen, bevor sie ihr früheres Ansehen endgültig in Belanglosigkeit ertränkt haben.

Lisa Dücker

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