Ey Adam – ich nenn dich einfach mal beim Vornamen, auch wenn das eventuell etwas distanzlos ist. Du bist ja auch immer recht direkt – warst du damals schon, als noch Frau Potz deine Band war, und jetzt erst recht. Ist aber vollkommen in Ordnung, denn uns gefällt ja gerade so gut an dir, wie deutlich du denen deine Meinung sagst, die auch überhaupt kein Blatt vor'm Mund verdienen: Den Idioten vom Stammtisch etwa, die wahrscheinlich alle bei der Pegida mitmarschieren würden, wenn's die schon gegeben hätte, als du dein Album aufgenommen hast. Oder den Stammgästen des Zirkus Fremdscham, die nichts Besseres zu tun haben, als sich Leute zum Belächeln auszusuchen, die noch ärmlicher dran sind als sie selbst.

Uns Musikjournalisten diesmal Gott sei Dank nicht – die hatten sich Frau Potz ja schon vorgenommen. Daher trau ich mich nun auch mal, ehrlich zu sein: Ein komplett neues Projekt hätte nun eigentlich auch nicht wirklich Not getan – dazu klingt „Adam Angst“ halt schon etwas sehr nach „Lehnt Dankend Ab.“ vor drei Jahren. Damals wütende Punksongs, heute wütende Punksongs eben. Sind ja immer noch alles ziemlich geile Dinger, und deine Texte verdienen es auch immer mehr, dass man sie sich ausdruckt und an die Wand nagelt. Ich mein, „Ich hab 'nen Nazi am Geruch erkannt“ ist mal markant wie sonst was und deutlichere Kommentare als „Fünf Tage lang nur Coldplay und jetzt kommt Mickie Krause“ auf die Wochenend-Partycrowd gibt es auch nicht. Aber trotzdem – misch das Ganze mal mit dem alten Frau-Potz-Shit und erzähl mir dann noch, dass der Laie gleich den Unterschied bemerken würde.

Aber was ich dann doch nochmal loswerden muss: In einem Punkt spinnst du dann doch total. Denn dieser eine Song, „Was Der Teufel Sagt“: Superteil, keine Frage – auch der Tango-Rhythmus ist nun echt mal was Besonderes. Aber dieser ganze Text, dass du, statt dich immer höflich und zurückhaltend zu benehmen, gern mal das tun würdest, was der Teufel sagt – Mensch Adam, das machst du doch eigentlich die ganze Zeit. Eigentlich sollten wir uns eher vornehmen, mal auf unseren inneren Adam Angst zu hören – und dafür auf jeden Fall dicker Respekt an dich.

Jan Martens

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