Rezension

31Knots

The Days And Nights Of Everything Anywhere


Highlights: Beauty // Savage boutique
Genre: Post-Rock
Sounds Like: These Arms Are Snakes // The Paper Chase // The Dismemberment Plan

VÖ: 05.04.2007

Einfach war er nicht, der Vorgänger von "The days and nights of everything anytime". Hinter vertrackter Rhythmik, gepflegter Kratzbürstigkeit und einem absolut ausgereiftem Verständnis von Pop haben 31Knots damals mit "Talk like blood" ein viel zu missachtetes kleines Opus veranstaltet und sind wohl nur wenigen auserwählten, abgehärteten Ohren im wahrsten und besten Sinne auf den Geist gefallen. Der Zweitling setzt an selber Stelle an, weiß jedoch mit seiner Radikalität den Vorgänger in den Schatten zu stellen. Was diese Band in ihrem Opener "Beauty" veranstaltet ist alles andere, als der Titel einem weismachen will und erinnert eher an Modest Mouse, die für einen David Lynch-Film einen Song eingespielt haben. Diese Vorstellung ist schon absurd genug, verfestigt sich aber mit "Sanctify", welches einen in einen Zirkus mitnimmt, bei dem die Messerwerfer nicht zufällig und durch fehlendes Geschick eine Jungfrau nach der anderen aufspießen.

Was böse klingt ist nur konsequent. Das hier ist ganz ganz schwarzer Kaugummi. Nach dem ersten Schrecken jedoch nicht minder süß. Richtige Songs können sie allerdings auch schreiben, bleiben dabei jedoch immer nah an dem, wofür man für gewöhnlich das englische Wörtchen "Post" bemüht. Mal wie unironische Paper Chase, dann wiederum wie Cursive ohne Omaha-Einfluss verfluchen, beissen und besiegen 31Knots mit jedem Song sich und den Hörer selbst. Dem bleibt spätestens bei Track Nummer 7 namens "Everything in letters" nur noch die Kapitulation. Was sich vielleicht als wohliger Drogentraum tarnt, Meerjungfrauen und eine heile Welt suggeriert, ist in Wirklichkeit eine tiefe Kloschüssel irgendwo inmitten der Hölle. "Imitation flesh" wiederum sorgt für die nötige Portion Gitarre, die man vielleicht das eine oder andere Mal ein wenig bei 31Knots vermisst. Krachender Noise und redundante musikalische Hasstiraden sind hierbei vielleicht bei Kollegen wie These Arms Are Snakes oder letztendlich ja doch bei den guten alten Sonic Youth abgeschaut, wissen aber zu gefallen und ihren Zweck zu erfüllen.

Das Ende dieses gewagten Trips in Albumform markiert dann "Walk with caution". Hätten My Bloody Valentine nach dem riesigen Erfolg genug Kohle für bessere Technik und Bock auf ein neues Album gehabt, vermutlich hätten sie so geklungen. 31Knots jedoch sind respektierende Kopisten, auch wenn manchmal zu sehr der Einfluss durchscheint. Wohingegen die Ideenvielfalt auf diesem, und das sei besonders betont, sehr zufriedenstellenden Album, nichts zu wünschen übrig lässt, man kann ja schließlich auch fremde Bilder mit eigenen Rahmen schmücken. Wenn in "Savage boutique" die Bläser losposaunen um von einem stimmungsvollen Klavi-Irgendwas abgelöst zu werden, dann ist das wieder Indierock, wie ihn Kollegen von den bereits erwähnten Modest Mouse oder ...Trail Of Dead auch nicht immer besser hinkriegen. Und dafür sei ein riesiges Lob ausgesprochen. Sound für Menschen, deren Abendunterhaltung auch mal aus einer Fahrt mit dem öffentlichen Personalverkehr samt Kopfhörern bestehen kann. Das ist zynisch? Now you are one of us.

Konstantin Kasakov

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