Konzertbericht

Wilco


"I'm glad there are some kids around here. Because our usual fans are getting old and dying", sagt Jeff Tweedy nach ein paar Songs. Wilco spielen – mal wieder – im schönen Tempodrom in Berlin, und ja, die Fans werden mit ihnen älter. Aber sie haben genau wie die Band mitunter mittlerweile Familien und bringen teilweise ihre Kinder mit.

Einige in den ersten Reihen haben sichtlich Spaß und werden am Ende des Konzerts mit Drumsticks belohnt. Es ist schön zu sehen, wie die Band sich immer mehr zur Institution in ihrer eigenen Welt zwischen Folk, Rock und experimentellen Elementen einrichtet, zusammengehalten und angeführt von Jeff Tweedy – der das Kunststück schafft, gleichzeitig immer kauziger und nahbarer zu werden.

Und auch schön zu sehen und zu hören, wie die Band, je älter sie wird, und je länger sie in dieser Konstellation zusammen spielt, noch geschmeidiger wird und noch mehr spielerisch bei sich ist. Wilco spielen sich im Tempodrom durch ein Set aus neuen Songs des im Oktober erscheinenden elften Albums "Ode To Joy" und geliebten Classics wie "Jesus Etc.", "At Least That's What You Said", "Misunderstood" oder Perlen wie "California Stars" und "Impossible Germany". Und das mit einer Ruhe und Intensität zugleich. Am sinnbildlichsten wird das vielleicht bei "Via Chicago" – während Tweedy stoisch und gelassen weitersingt, bricht die Band immer wieder vollkommen aus in ein explosives Hintergrundrauschen. Ekstatisch werden die beiden abweichenden Elemente im Refrain wieder zusammengeführt.

Wilco haben auch nach all den Jahren immer noch extrem viel Spaß auf der Bühne, und das ist spürbar, und löst sehr viel Spaß vor der Bühne aus. Bewegendes Highlight ist das Cover "True Love Will Find You In The End" des tags zuvor verstorbenen Songwriters Daniel Johnston (Rest in Peace, Daniel), der der Band nahe stand, in den Zugaben. Danach kann außer dem obligatorischen "The Late Greats" nichts mehr kommen, und das Publikum wird nach fast zweieinhalb Stunden bewegt und fröhlich in die Berliner Nacht entlassen. Wilco-Konzert sind immer wieder eine Freude.

Daniel Waldhuber