Konzertbericht

Tomte


Weißt du was du mir bedeutest? Auf einem Platz in meinem Herz steht dein Name an der Wand, und ich will, dass du es erfährst.

Thees, wahlweise auch "unser Thees" genannt, schaut, während er diese Zeilen singt, an die Decke des Erlangener E-Werks, ähnlich wie im zum Lied gehörenden Video.

Thees scheint an diesem Abend (oder immer?) allgemein einen Hang zur Plakativität zu haben. Seine Stärke aber ist, dass es trotzdem keineswegs aufgesetzt wirkt. Wie immer erzählt er lustige Geschichten aus seinem Alltag: Vom Supermarkt um die Ecke, genauso wie vom Internetzugang im ersten Grand Hotel van Cleef-Büro. "Wie macht ein Modem, wenn es sich ins Internet verbindet? Genau: Dakadakadakadaka." Eine weitere Stärke ist die Interaktion mit dem Publikum. Ständig lobt er uns für unser Engagement und unseren Enthusiasmus. Es ist uns schon fast peinlich, wie toll wir heute als Publikum wieder zu sein scheinen. Aber er erreicht, was er will – und erst recht, was wir wollen: Wir fühlen uns wohl.

Innerhalb des über eineinhalb Stunden dauernden Konzerts bieten uns Tomte einen Querschnitt durch ihre bisherigen Alben, mit dem Schwerpunkt auf die beiden jüngsten, "Hinter all diesen Fenstern" und "Buchstaben über der Stadt". Von "Für immer die Menschen" und "Schreit den Namen meiner Mutter" über "Norden der Welt" und "Geigen bei Wonderful World" ist alles dabei, was man sich als Tomtefan wünschen kann. Natürlich auch ältere Songs, wie "The Rick McPhail Song", "Korn und Sprite" und "Wilhelm, das war nichts".

Letztes Lied, und gleichzeitig auch Höhepunkt des Abends, ist das alles überragende "Die Schönheit der Chance". Da Thees ein höflicher Mensch ist, lässt er das Publikum den Refrain alleine singen. Nach Ende des Stücks und unzähligen Wiederholungen des Refrains verabschiedet sich die Band von der Bühne und es kehrt kurz Stille ein im Saal.

Wer auch immer dann den Anfang gemacht hat, es sei ihm gedankt. Die Schönheit der Chance, dass wir unser Leben lieben, so spät es auch ist. Das ist nicht die Sonne, die untergeht, sondern die Erde, die sich dreht stimmen die ersten wieder an und der Rest lässt sich nicht lange bitten. Es ist ein schönes Gefühl das aus den Kehlen von tausend Leuten zu hören. Tomte danken es uns und kommen nochmal auf die Bühne, um ein letztes Lied zu spielen.

Positiv zu erwähnen ist übrigens auch die Vorband "The Kilians". Ob sie die Strokes Dinslakens werden, gilt abzuwarten. Aber der Liveauftritt und die selbstbetitelte EP machen Lust auf mehr.

Matthias Kümpflein