Konzertbericht

The White Stripes


Schon bei der Vorband ist man gewarnt. Hier wird heute Abend einiges gehen. Lange mussten die Fans hierzulande auf die Rückkehr des Detroiter Duos warten und gleich wird es endlich soweit sein. Doch erstmal dürfen The Greenhornes, eine wieder mal von Jack White persönlich geliebte und eingeladene Support-Band, ein bißchen bluesrocken. Ganz nett, ganz gut und am Ende des Abends wird man wenigstens einen guten Drummer heute gesehen haben. Dann der schon sehenswerte Umbau: Weiße Palmen, dekorative Figuren und für die ehemaligen Minimalisten des Garagenrock ganz schön viele Instrumente werden hereingeschoben. Und dann geht es los: Mit dem ersten Riff von "Blue Orchid" fällt der schwarze Vorhang und gibt den Blick auf die rot-weiße Hintergrundkulisse frei. Die Menge explodiert. Es wird geschoben und gepogt, die Arme in die Luft gestreckt und mitgesungen als wäre man bei einem Punkkonzert. Aber die Power die von den gerade Mal zwei Menschen auf die knapp 7.000 überspringt ist gigantisch.

"Dead Leaves And The Dirty Ground" von einer hüpfenden Meute empfangen. "Passive Manipulation" schief von Meg ins Mikro diktiert. "Black Math" um die Ohren geknallt. "Hotel Yorba" in dreifacher Geschwindigkeit aus den Saiten gehauen. "Jolene" mit Hallenchor. "Cold, Cold Night" schief und denoch schön. "Ball & Biscuit" als Abschluss des Hauptsets. Meg haut sich sympathisch rumpelig durch den Gig und wird dabei stets von Jack angezählt, der heute die Instrumente wechselt wie ein Zauberer die Farben seiner Tücher.

Die Zugaben könnten besser nicht sein: "The Hardest Button To Button", "I Just Don't Know What To Do With Myself" und "We're Going To Be Friends". "Little Ghost" schludern sie dann rotzig und schräg dahin, dass man das Gefühl hat sie wollen jetzt schnell ins Hotel. Ist aber gar nicht so. Jack fühlt sich wohl, tanzt ausgelassen über die Bühne und haut dann die ersten Töne von "7 Nation Army" in die Halle. Und ja verdammt, es muss der größte Hit seit "Smells Like Teen Spirit" sein, so wie das Lied hier ab- und mitgefeiert wird. Zum Ende noch "Boll Weevil", dann lassen sich die beiden (die heute laut Ansagen mal wieder Geschwister waren) feiern. Meg macht einen Knicks, Jack winkt mit seinem Hut und dann sind sie weg. Hoffentlich nicht wieder so lange...

Carsten Roth