Konzertbericht

The Robocop Kraus


You dont't have to clap your hands. The Robocop Kraus sind zurück. Nach einem Jahr kreativer Pause mit nur wenigen exclusiven Festivalauftritten arbeiten sie nun seit einer Weile am Nachfolger zu "Living With Other People", das halb Europa zu Fans der Nürnberger machte. Die 603qm sind auch wirklich gut gefüllt. Darmstadt Rock City ist in Tanzlaune.

Zuerst mal Räuberhöhle. Das vielleicht Verrückteste was die Elektro-Szene zur Zeit zu bieten hat. Puppentheater meets Technorave. Oder: Die Flaming Lips auf Acid veranstalten ein Hörspiel mit Publikumsbeteiligung. Da müssen Leute aus dem Publikum auf die Bühne kommen und unter Konfettiregen zu PC-Beats tanzen, während der Rest im Saal ein Sortiment Wunderkerzen abbrennt, dass der Hausmeister mal besser den Feuermelder abstellt. Die Dialoge zwischen den Songs waren leider viel zu verzerrt um irgendwas zu verstehen. Vielleicht Absicht. Man nennt sowas ja Trash. Insgesamt ein Kindergeburtstag von Hausbesetzern, den man entweder mitfeiern kann oder scheisse findet. Der Schreiber enthält sich der Stimme, findet aber 50 Minuten für eine Vorband zu lange.

Jetzt ist es schon 23:15 Uhr und die Robocops stürmen endlich die Bühne. Mit neuem Material geht es direkt los und man kann erstmal nicht tanzen, sondern nur staunen. Was sich letztes Jahr auf dem Open Air in Mainz nur andeutete, wird jetzt bestätigt: Dieser Fünfer rockt das Haus. Thomas Lang hüpft und tanzt über die Bühne, schüttelt dabei den Kopf, dass man Angst um einen Halsbruch hat und reisst den Mund auf, als wolle er Mikro und gleich noch die ersten drei Reihen verschlingen. Was auf den Alben gar nicht so zu hören ist: Er ist ein brillianter Sänger. Seine megaphonartige Stimme trifft jeden Ton, bringt in die eigentlich sehr starkischen Lieder die Melodie oder keift und schreit dann wieder die Stimmbänder zu Grunde. Wie zum Beispiel bei "Danny Is Passing". Es folgen "The Dead And Serious", "Fake Boys", "Fashion", "Modern Attraction",... - alles Ohrwürmer. Allesamt treiben sie dich in den Moshpit.

Die Band, die überraschenderweise mit einem neuen Schlagzeuger die Tour antrat, harmoniert perfekt. Addiere die Riffs der Hives, die Orgel der Noise Conspiracy, einen hyperaktiven Frontmann (der auch mal mitsamt Mikro ins Publikum springt) und eine Lichtshow, die nur aus ein paar Blitzschirmen besteht, wie wir sie aus einem Fotostudio kennen. Die Augen zucken, der Körper sowieso. The Robocop Kraus haben wirklich Spaß die Menge zu rocken und sind gerade eine Harmonie, die man so selten auf Bühnen erlebt. Kein Wunder also das man auch im Ausland einen Status hat. Lassen wir sie im Frühjahr durch Europa tingeln. Sie sind wirklich das Beste was unser Land derzeit dem Rock zu bieten hat. You don't have to shout!

Carsten Roth