Konzertbericht

R.E.M.


Ein schöner sonniger Tag und eine schöne Kulisse: beste Voraussetzungen also für ein R.E.M. Konzert.

Über den Support Act jedoch sollte man nicht allzu viele Worte verlieren. Richard Hawley, seines Zeichens ex-Gitarrist der Band Pulp, war samt eigener Band da und sie gingen sang und klanglos unter. Besser wäre es gewesen wenn sie garnicht erst aufgetreten wären. Denn das was sie boten erinnerte vielmehr an eine schlechte Prom-Night-Ball-Band aus einem noch viel schlechteren amerikanischen B-Highschool-Teeniemovie. Die Songs konnten an Langeweile kaum mehr überboten werden; und wenn ein Song mal schneller beginn verflüchtigte sich das Tempo so schnell wie die gute Laune des Publikums. Nein, so ein Mist lockt höchstens halbtaube Rentnerpärchen auf das Tanzparkett. Höchste Zeit also für Rapid Eye Movement! Denn dank Richard fielen so manchem schon die Augen zu; so manches Grüppchen hatte es sich auf dem Boden bequem gemacht.

Selbst als Michael Stipe kurz vor den Zugaben um Applaus für Richard Hawley bat gab es nur verhaltenen Anstandsapplaus - wenn das mal nicht alles sagt?

Tosenden Applaus hingegen ernteten R.E.M. als sie endlich die Bühne betraten und von Anfang an für gute Laune sorgten - die Gesichter erhellten sich, nein, sie begannen zu strahlen. Nicht mal eine Minute haben Michael, Bill und Peter gebraucht um das vorangegangene Desaster vergessen zu machen. Nun war Party, nun war spitzen Laune, nun war grenzenlose Begeisterung, nun war R.E.M.. Und das wurde gefeiert; schön, dass das Publikum fast ausschließlich aus wirklichen Fans bestand. Und so wurde jedes Lied aus voller Kehle zelebriert, ganz egal ob Hit oder nicht. Und dass sich dies auf die Band auswirkte zeigte sich vor allem in Michael Stipe, wieder mit blauem Balken im Gesicht. Dieser lief zu Höchstform auf, er wirbelte über die Bühne und schaffte es nicht seine Freude zu verbergen. Auch nicht als er versuchte vor dem Publikum zu posen und dabei ein ernsthaftes Gesicht anzunehmen. Und so alberten sie auf der Bühne herum und jagten dabei in 115 Minuten durch die gesamte Schaffensgeschichte. Große Hits wie "Losing My Religion", "Everybody Hurts", die Liste ließe sich lange fortsetzen gingen direkt in's Herz und Gänsehaut überzog die Körper der Anwesenden. Natürlich fehlte vielen "Shiny Happy People", aber erwarten darf man das ja leider nicht. "Daysleeper" und "This Is The End Of The World ( As We Know It)" haben wirklich gefehlt. Aber nichtsdestotrotz ging man nach einem großartigen Konzert tagträumend und als strahlend glücklicher Mensch zurück nach Hause.

Kaan Karaismail