Konzertbericht

Nathaniel Rateliff


"This Song is about a Fire" – viele Worte braucht Rateliff nicht, um seine Stücke anzukündigen. Zwischendurch brummt er grinsend einschlägige Deutschkenntnisse vor ("Isch libe disch!") und erinnert auch sonst an einen kuscheligen Bären – rauschendem Vollbart und Statur sei Dank.

Oder vielleicht besser: an einen röhrenden Bären, dessen Organ gefühlt jede Soundwand niederwuchten könnte. Seine Bandkollegen bauen dafür die richtige Basis und schmücken Rateliffs Gesang mit Piano, Bass, Schlagzeug und ihren Stimmen.

"Ich spiele seit 14 Jahren mit Nathaniel, habe aber noch nie ein so ruhiges Publikum erlebt!", werden die Berliner gelobt, die tatsächlich zurückhaltend, verträumt und ergriffen den Grünen Salon ausfüllen. Wozu sollte man sich aber auch unterhalten? Rateliff nimmt mit seiner Musik die gesamte Lokalität ein, verzaubert solo mit "Early Spring Till", haut bei "Shroud" beherzt in die Saiten und berührt jedes Herz mit "I Am".

Die Spucke bleibt einem dann aber restlos weg, wenn die Jungs auf der Bühne das Bandprojekt "Nathaniel Rateliff And The Night Sweats" anteasern und ein paar Songs der Rock'n'Roll-Truppe zum Besten geben: Die Energie schwappt sofort auf die Zuhörer über, die Füße bewegen sich von allein und man möchte eigentlich nur mit Rateliff ausrasten – tanzen kann er, das muss man ihm lassen!

Mit dem Grünen Salon bietet sich außerdem eine erhabene Bühne für dieses Konzert, inklusive imposantem Lichtschmuck und Samtsofas, auf denen der eine oder andere einsinkt – vor allem während des Eingangsacts Siiga, der ein sehr ruhiges Set aufs Parkett bringt und in musikalische Traumgefilde zu entführen weiß.

Runde Sache, der ganze Abend: auf dem Nachhauseweg hängt der Himmel voller Gitarren!

Silvia Silko