Konzertbericht

Motion City Soundtrack


9:30 Club, Washington D.C., 16:30 Uhr: Die Sonne scheint und die Schlange der Wartenden zieht sich schon um den gesamten Block. Stellt sich also die Frage, welcher Band gelingt es, bei solchem Fruehlingswetter menschliche Wesen in einen dunklen Club zu locken? Die Antwort darauf lautet ganz klar: Motion City Soundtrack.

Die fuenfkoepfige Band aus Minneapolis zieht auch auf ihrer derzeitigen Tour viele Poppunkliebhaber in die Clubs und so ist der 9:30 Club diesmal wieder ausverkauft. Schon waehrend des Wartens fiel auf, dass sich das Publikum von gewoehnlichen 9:30 Club Konzerten unterschied, denn dieses Mal lag der Altersdurchschnitt bei ca. 17 Jahren und die MTV- Generation zeigte sich in ihrer wohl besten Kleidung. "The Future freaks me out" und "Everything is alright", die beiden bekanntesten Songs der Band, hatten auf MTV2 ihre Wirkung gezeigt und viele Anhaenger gefunden. Dementsprechend gespalten waren die Erwartungen an den Liveauftritt der Band.

Gleich drei Vorbands brachten Motion City Soundtrack mit und diese konnten wirklich miteinander konkurrieren. Als erstes betraten "Men, Women and Children" die Buehne und starteten ihre gelungene Show. Mit ihrem eigenwilligen Sound zwischen Indierock und 80s Einfluessen brachten sie sofort einen Teil des Publikums zum Tanzen. Grosses Highlight der Show war wohl der "Monkeysong" bei welchem auf einmal fuenf als Affen verkleidete Menschen die Buehne stuermten und wild umhersprangen. Die Band landete mit ihrem Auftritt nicht nur einige Lacher, sondern bekam vor allem viel Applaus. Der Start fuer einen tollen Konzertabend war also gegeben.

Anschliessend gaben sich "The Matches" die Ehre, deren Saenger in seinem Kostuem, bestehend aus schwarz-weiss gestreiften Leggins, Jackett und Zylinder, nicht nur Willy Wonka aus "Charlie and the Chocolate Factory", sondern auch Alex aus "A Clockwork Orange" aehnelte. Die Band lieferte eine tanzbare Show und hatte im Publikum wohl so einige Fans, denn Sing-a-longs gab es staendig. Dennoch trat ihr Auftritt ein wenig in den Hintergrund, da ihr Sound weder so experimentell wie der von "Men, Women and Children", noch so einfuehlsam wie die Musik von "The Format" war.

"The Format", die irgendwo zwischen Dashboard Confessional und The Ataris zu finden sind, gaben sich grosse Muehe mit ihren Songs und hatten sogleich das Publikum voll und ganz im Griff. Der noch zurueckhaltende Pogo waehrend den ersten beiden Bands ging nun richtig los.

Dennoch kam es erst zum voelligen Energieausbruch des Publikums als "Motion City Soundtrack" auf die Buehne sprangen. Die Band bekam einen fantastischen Empfang und startete sofort durch, so dass sich die Security kaum vor Crowddivern retten konnte. Der sonnige Poppunk mit grossem Sing-a-long-Anteil kam gut beim Publikum an und ich habe den 9:30 Club selten so tanzen sehen. Saenger Justin Pierre, wie immer mit eigenwilliger Frisur, hielt sich mit grossen Reden zurueck und konzentrierte sich auf die Songs, die ihm und dem Rest der Band einiges an Energie abverlangten. Die Setlist war gut gemischt aus Songs der ersten beiden Alben "I am the Movie" und "Commit this to Memory". So wurden nicht nur die Hits der Band, wie "The future freaks me out", gespielt, sondern auch Songs wie "My favourite accident", "Modern Chemistry", "Capital H", "When you're around" und "Mary without a sound". Somit blieb also selten Zeit zum Durchatmen. Ziemlich ploetzlich kam dementsprechend Justins Ansage, dass das Konzert nun vorbei sei und die gesamte Band verschwand von der Buehne. Genauso schnell wie sie gegangen waren, standen sie nach einem fordernden Applaus aber auch schon wieder auf derselbigen und spielten noch einige Stuecke, unter anderem auch zum Abschluss ihre letzte Singleveroeffentlichung "Hold me down" und ihren wohl bekanntesten Song " Everything is alright". Danach war aber endgültig das Ende des Konzerts da und die verschwitzten Besucher verliessen den 9:30 Club, vor welchem die Mitglieder aller Bands des Abends anzutreffen waren. Die Fannaehe war also gegeben.

Zu guter letzt kann man nur noch sagen, dass es selten so eine Ansammlung an guten Vorbands gibt, die das Publikum so gut im Griff haben. "Motion City Soundtrack" lieferten definitiv eine Show, die zum Pogen und Tanzen verleitete, allerdings haette es auch ein paar mehr ruhige Momente geben koennen, aber die Show war eben ganz klar auf die 17jaehrigen Konzertbesucher zugeschnitten und diese bekamen was sie erwarteten. Trotzdem kommt man nicht um die Einsicht herum, dass die Band eine MTV gerechte Show lieferte, bei der sie sicherlich einiges gab, aber eben nicht alles.

Verena Blättermann