Konzertbericht

Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi


Wir haben es mit eigenen Ohren gehört: Das Reimewunder des Jahres ist live sogar noch besser als auf Platte. Freestyle, selbstgebaute Instrumente, spontane Publikumseinlagen, ausflippendes Publikum, vorgetragene Gedichte – ein rundum inspirierender Abend im Ruhrpott.

Käptn Peng aka Robert Gwisdek und seine Tentakel von Delphi sind das deutschsprachige Hip-Hop-Rock-was-auch-immer-Wunder des Jahres, so viel ist, vor allem wenn man sie einmal live gesehen hat, klar. In Tiermasken erstürmen sie die von fünf schönen Oma-Lampenschirmen beleuchtete Bühne, und auf geht es in über zwei Stunden puren Abwechslungsreichtum. Schon lange ist kein Act mehr durch die Kulturzentren dieses Landes gefegt, der so derbe flowt, tanzt, reimt, rockt und dabei auch noch so voll von intelligentem Witz ist, dass man als Besucher selbst nach dem Konzert fast nur noch in Reimen reden möchte. Da werden, nachdem sich das ganze Publikum gleichzeitig brüllend namentlich vorgestellt hat, erstmal alle weiteren Dinge in "Der Anfang Ist Nah" begrüßt, Publikum und Peng im Einklang.

Und während des Konzertes passiert dann noch so einiges mehr – Leute kommen auf die Bühne zum Mittanzen ("Unsere Bühne ist eure Bühne"), Gedichte werden vorgetragen, Gedichte improvisiert, jemand aus dem Publikum darf auch kurz ans Mikrophon. Auch Gwisdek freestyled natürlich das ein oder andere Mal, ist aber bei all seinem bewundernswerten Können auch noch lässig genug zu sagen, dass er auch manchmal "verkackt". Immer schön, wenn so viel Kunst sich dann auch nicht zu ernst nimmt. Songs, achso, die werden natürlich auch noch gespielt – entweder mit Band oder nur mit Beat und dem kongenialen Partner und Bruder Shaban. Mit Band bedeutet: mit Kontrabass, Gitarre und teils selbstgebastelten Instrumenten wie einer Plastikwannenbasedrum aus dem Baumarkt oder zwei aneinandergeriebenen Besenköpfen. Setlist gibt es keine, gespielt wird, was gerade passt.

Das Publikum feiert all das ausgiebig, natürlich ist das Konzert ausverkauft, der Bahnhof Langendreer bebt. So sehr, dass das Publikum wie von selbst statt Zugabenrufen einen Beat aus Klatschen und Jubeln produziert. Ein inspirierender Abend. Die Band zeigt sich mehrfach aufrichtig dankbar und begeistert für so viel Gegenliebe, neben Freestyle am Mikrophon wird auch an den Instrumenten mal gejammt. Und durch all diesen ganzen Zinnober führt der latent wahnsinnige, lustig stilvolle Robert Gwisdek und hält den abwechslungsreichen Abend sinnvoll zusammen. Leute, schaut euch diese Band an, wo immer sich die Gelegenheit bietet. Im Januar ist sie wieder auf Tour, Daten folgen bald.

Daniel Waldhuber