Konzertbericht

Fjørt


Das Aachener Trio Fjørt hat keine zwei Jahre nach Veröffentlichung von "Kontakt" mit "Couleur" den nächsten Langspieler über das Grand Hotel van Cleef herausgebracht. "Die Musik war zu wichtig, wir mussten weitermachen" heißt es seitens der Band. Herausgekommen ist Musik, die in Zeiten von Pegida und AfD zwar nicht den moralischen Mittelfinger hebt, aber eine Meinung dazu hat – und diese findet Gehör.

Das Hamburger Knust an diesem Dienstag Abend ist ausverkauft – wie fast alle Termine dieser Tour. Früh tummeln sich die Konzertbesucher vor dem ehemaligen Schlachthofgebäude in der Feldstraße, nur einen Katzensprung entfernt von der Labelheimat der Band, dem Grand Hotel van Cleef. Eben dieses beheimatet mit Lirr auch den Support des Abends, die mit ihrem wilden Mix aus Screamo-Ausbrüchen über groovende Ambient-Passagen bis zu treibendem Indie die Zuschauer schnell für sich gewinnen können.

Dann Fjørt! Nach kurzem Intro stimmt Gitarrist Chris Hell das anstachelnde Riff des Couleur-Openers "Südwärts" an und die Masse eskaliert auf der Stelle. Dabei soll die Textzeile "Rückwärts ist nicht vorgesehen" maßgeblich die Richtung des Konzerts vorgeben. Bassist David Frings geht umgehend auf Tuchfühlung mit der ersten Reihe und Schlagwerker Frank Schophaus unterfüttert den brüllenden Bass mit ordentlich Druck. Es folgen mit "Eden" und "Magnifique" zwei weitere neue Songs, bevor "Paroli" vom Vorgänger dann richtig Galle spuckt und es einen wegen der politischen Brisanz und der musikalischen Darbietung ordentlich durchrüttelt. "Valhalla" und "D?accord" vom gleichnamigen Album sind mittlerweile zu Hits avanciert und bringen die ersten Reihen wieder angemessen in Bewegung. Mit "KleinaufKlein" von der "Demontage"-LP beschließt die Band dann ihren Tourabschluss.

Fjørt haben ihren Posthardcore auf "Couleur" nochmals veredelt und spielen sich mit ihrer enormen Wucht und textlicher Raffinesse in immer mehr Herzen. Auch in solche, denen "diese Musik" sonst vielleicht zu laut ist. Hier geht es nicht ums bloße Unterhaltenwerden, sondern vielmehr ums Drauf-aufmerksammMachen. Und das gelingt dieser Band gerade mit einer Intensität wie kaum einer anderen.

Sönke Holsten