Konzertbericht

Faber


Spätestens seit seiner aktuellen, kontrovers unsentimentalen Single ist Faber in aller Munde und allen Feuilletons. Der Mojo Club bietet da geradezu die perfekte Bühne für die erste größere Headlinershow des Schweizers in Hamburg.

So hat man ja manchmal das Gefühl, im stylischen Reeperbahn-Club, in dem wohl selbst die Toiletten einen Designerpreis gewinnen würden, dürfte nur auftreten, wessen Texte mindestens einmal in der ZEIT auf die gesellschaftliche Gesamtsituation bezogen wurden. Da passen die supportenden jungen Damen von Steiner & Madleina mit ihrem Lounge-Pop auch dementsprechend gut hin – die Reaktionen des Publikums schwanken zwischen frenetischer Begeisterung und desinteressiertem Geschwatze.

Einheitlicher ist die Begeisterung, als Faber mit "Widerstand" sein Set beginnt. Diese erhält daraufhin erst einmal einige Dämpfer, als noch unbekannte, eher ruhige Songs des erst im Juli erscheinenden Debütalbums "Sei Ein Faber Im Wind" folgen. Das kommentiert Faber dann gleich selbst beschämt, nur um dann den Gassenhauer "Es Wird Ganz Groß" folgen zu lassen. Ähnlich wie bei dieser Entschuldigung wird man sich an diesem Abend öfter fragen, wie ernst der schelmenhafte Schweizer das meint, was er gerade sagt. Bei jemandem, der Zeilen wie "Du wirst gerade erst sechzehn / komm, wir drehen Sexszenen" in seine Texte einfließen lässt, aber wohl auch nur konsequent.

Was Faber aber kaum verbergen kann, auch wenn er es wohl gerne würde, ist seine Begeisterung darüber, im ausverkauften Mojo einmal alle möglichen Rockstarklischees ausleben zu können – ob er nun während der ersten (Solo-)Zugabe bereits ankündigt, dass die Band noch einmal herauskommen würde, wenn das Publikum nach den nächsten beiden Songs noch einmal so klatsche oder ob er nebenbei bemerkt, dass es auf seinen Shows noch nie Crowdsurfer gegeben hätte, was aber keine Aufforderung sein solle. Klar, dass die Premiere dann gleich beim nächsten Song folgt – was aber hinsichtlich der sehr guten Backingband (insbesondere der Schlagzeug spielende Posaunist trägt die meisten Songs ungemein) auch allerhöchste Zeit wurde.

Natürlich klappt auch das mit der zweiten Zugabe, und nach "Tausendfrankenlang" als Abschluss hat man dann auch absolut keine Probleme mehr, dem aktuellen Feuilleton-Hype zu folgen. Nur die wirklich blöden Fische schwimmen gegen den Strom: Da drückt es Faber selbst schon ganz gut aus.

Jan Martens