Konzertbericht
EF
Jürgen Klinsmann wird neuer Trainer bei Bayern München. Halt, Stopp! Das ist weder neu, noch relevant für eine Musikseite! Und doch hat es seine Bewandtnis, denn "Jürgen Klinsmann" war die richtige Lösung des letzten Gewinnspiels bei helga-rockt.de. Und ich hatte das Glück, einen Gästelistenplatz für ef im NBI zu gewinnen.
Gänzlich unspektakulär betreten die fünf Musiker aus Schweden die kaum existente Bühne des NBI. Auf Augenhöhe mit den rund 100 Gästen beginnen sie umgehend ihr Konzert. Den Anfang macht eine verzerrte Stimme, die von einem weißen Macbook eingespielt wird. Daraufhin setzen Schlagzeug und vier Gitarren ein. Binnen kürzester Zeit ist der kleine Raum von einem unglaublichen Klangteppich durchzogen. Komplexe und nichtfassbare Songstrukturen wabern durch den Raum. Jedes Mal, wenn ich drohe, vollends die Orientierung zu verlieren, tauchen kleine Details auf, an denen ich mich für einen Moment festhalten kann: Trompeten- und Geigenklänge; der Klang, der entsteht, wenn man über einen feuchten Glasrand reibt; gedämpfte sirenenartige Geräusche. All das erzeugt mit Hilfe der Gitarren und unzähligen elektronischen Effekten, die sich zu Füßen der Bandmitglieder aufreihen. Es vergehen an die 30 Minuten, ehe die erste kurze Pause einsetzt, die das Publikum für einen Applaus nutzt, dankbar selbst ein paar Augenblicke aktiv zu werden.
Ef setzen ihren Kurs fort – den permanenten Wechsel von lauten und vollen Passagen und ruhigeren, melancholischeren. Das ist nicht immer einfach anzuhören. Besonders die spärlichen Gesangsmomente, in denen die beiden vorne positionierten Bandmitglieder ihre zerbrechlich wirkenden Stimmen einsetzen, lassen eine spannungsgeladene Unruhe aufkommen. Dann setzt ein marschartiger Rhythmus des Schlagzeugs ein, der die Spannung weiter steigert. Erst nach einigen Minuten löst sich die Sequenz mit dem vollen Sound der Band auf. Den zweiten Einschnitt bildet ein schüchternes oder gedankenverlorenes "We're ef from Sweden. Please buy our new CD" sowie ein Hinweis auf die Tour-EP. Mehr erwartet aber auch niemand, denn die Bandmitglieder wirken noch ein ganzes Stück versunkener in ihren Songstrukturen als das Publikum.
Nach 75 Minuten Konzert erklingen die letzten Akkorde. Da ist dann tatsächlich so etwas wie eine rockartige Bassline zu erkennen. Das Macbook bekommt seinen letzten Einsatz, ehe diverse Gitarren abschließend auf den Boden geschlagen werden – nicht zerstörerisch und scheinbar sinnlos wie in den ältesten Rock-Klischees, sondern gemäßigt, ja fast liebevoll.
Mit all seinen kleinen und großen Momenten und dem zwischenzeitlichen Gefühl der Verlorenheit und der Auflösung dieses Gefühls, hatte dieses Konzert etwas Befreiendes. Auch ef waren wieder im Hier und Jetzt angekommen, denn nachdem sie sich artig bedankt hatten, machten sie sich umgehend an den Abbau.