Konzertbericht

Disclosure


Zwar ist das Kölner Palladium mit einem Fassungsvermögen von 4.000 Besuchern keine Arena im klassischen Sinn, doch wer hier spielt, hat es geschafft. So möchte man meinen. Denn größer ist nur noch die von Kölnern wegen ihrer eigenwilligen Bauart liebevoll Henkelmännchen betitelte Lanxess-Arena. Im Palladium jedenfalls geben und gaben sich namhafte Acts wie Kings Of Leon, Massive Attack, Noel Gallagher oder die Libertines die Klinke in die Hand. Und nun also auch Disclosure.

Die Lawrence-Brüder gehören wohl zu den gehyptesten EDM-Acts der letzten Jahre, woran ihre Live-Performances sicherlich einen großen Anteil hatten. Als einer der wenigen jungen EDM-Kollektive brachten sie die Echtheit in Form von selbst eingespielten Bass- und Drum-Parts, sowie Live-Gesang zurück ins Genre. Das brachte ihnen nicht nur eine Menge Lob ein, sondern eben auch die erste Arena-Tour mit einem Kick-Off-Konzert in der Los Angeles Sports Arena. Und mit den Venues ändern sich die Ansprüche. Ticketpreise steigen, die Fans erwarten mehr Bombast. Für zwei junge Burschen im Alter von 21 und 24 eine völlig neue Welt und eine große Bürde.

Diese tragen sie mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein, das sie aus ihrem kleinen aber feinen Ouevre ziehen. Die Setlist setzt sich entsprechend aus einer wohlkuratierten Mischung alter und neuer Tracks zusammen. Und hier krankt die Live-Performance der beiden Briten ein kleines bisschen. Gerade die 2015er Tracks von "Caracal" leben vom Input namhafter und wohl selektierter Gaststimmen wie Weeknd, Lorde, Gregory Porter und natürlich Sam Smith. Dieses nicht ganz unwichtige Live-Momentum fehlt den Performances der Songs gewaltig. Die Band ist folgerichtig dann am stärksten, wenn sie mit Songs wie "When A Fire Starts To Burn" oder "F For You" ganz auf sich alleine gestellt ist.

Schlussendlich bleibt ein Zwiespalt. Eine gute und beeindruckende Liveshow, die der Größe des Venues mehr als angemessen ist, wird ein wenig getrübt durch das fehlende Überraschungsmoment in der Live-Performance der großartigen "Caracal"-Songs, die sich im oberen Mittelmaß einpendeln und dort, zumindest an diesem Abend, ganz wohlfühlen.

Andreas Peters