Konzertbericht

Die Höchste Eisenbahn


"Also die Gitarre ist heute ganz schön aufgeregt!", gibt Francesco Wilking zu. Scheinbar weiß er auch nicht recht, was das Instrument hat. Ist doch schließlich alles entspannt hier im Astra in Berlin. Ausverkauft seit Wochen. Nur rauschender Applaus, als die Eisenbahner auf die Bühne kommen. Nur unendlich viele leuchtende Augen, die gebannt auf die Bühne schauen, als die Eisenbahn losfährt. Nur Stimmen, die wirklich jeden einzelnen Text mitsingen.

Das hier heute ist ein Heimspiel. Der halbe Saal kennt die Musiker um "Kräm de la Krämer" und "Frantastic Wilking" vermutlich über höchstens drei Ecken persönlich. Der Rest kennt wiederum die erste Hälfte und alle lieben die Band seit der ersten Stunde. Entsprechend ist auch die Stimmung: Es versammeln sich mindestens genauso viele Schmetterlinge in der Magengegend wie vor dem ersten Date mit dem großen Schwarm. Nur, dass man hier nicht mit feuchten Küssen oder Enttäuschungen rechnen muss, sondern mit Musik allererster Güte.

Die Jungs sind vollendete Profis und kennen sich wahnsinnig gut – musikalisch wie persönlich. Genau das macht die Dynamik der Band aus und genau das macht es zur reinsten Freude, den Musikern zuzusehen und zuzuhören.

Und so schlängelt sich das Publikum zusammen mit Die Höchste Eisenbahn von Höhepunkt zu Höhepunkt, alte Songs wie "Aliens" und neue Stücke wie "Timmy" gehören zweifelsohne in diese Kategorie. Zwischendurch kommt Larissa Piesch auf die Bühne oder die Jungs von Ove geben sich die Ehre und musizieren mit der Band. Es wird einem warm ums Herz und die wundervolle Stimmung der Eisenbahn-Platten, die ganz unaufgeregt zwischen Tragik und Skepsis, zwischen Alltag und Herzrasen, zwischen Leiden und Lachen flackern, nimmt auch hier jede/n für sich ein.

Selig, erfüllt und keinen Songwunsch offen geht das Konzert zu Ende. Achja: Die Vorband war New Found Land. Und sie waren großartig. Aber unser aller Herz schlug heute Abend im Takt der fahrenden Eisenbahn.

Silvia Silko