Konzertbericht

David August


Elektroshows im Jahre 2018: Dank immer größerer Produktionsmöglichkeiten und technischem Equipment sind viele Auftritte mehr Video-, denn Musikkonzert. Es geht auch anders, zeigt David August bei seinem Auftritt in Berlin.

Bei so manchen Liveauftritten bleibt im Nachhinein ein schales Gefühl, insbesondere dann, wenn die Darbietenden einfach nur Note für Note ihre Songs herunterspielen. Da hätte man sich auch einfach zu Hause in etwas höherer Lautstärke die Platten anhören können. Dann steht und fällt es höchstens noch mit dem Publikum. Schön hingegen, wenn man wirklich noch etwas Besonderes dargeboten bekommt – dachte sich auch David August, der an diesem 16. November die Columbiahalle bespielte.

Gerade erst erschien sein neuestes Werk "D'Angelo", welches streckenweise an Moderat erinnert, viel mehr jedoch noch an Nicolas Jaar und dessen Projekt Darkside. Nachdem ein DJ zum Anwärmen der Halle ungefähr 25 Minuten zum Hauptact passenden Elektro auflegt, taucht irgendwo hinter dichten Nebelschwaden David August auf, der mit einem Konvolut an Geräten und ein paar Scheinwerfern allein die große Bühne bespielt.

Schon die ersten Takte zeigen es: "D'Angelo" steht heute im Mittelpunkt des Geschehens. Was August jedoch daraus macht, zeichnet einen guten Elektrokünstler aus: Er nimmt sich die Stücke, dekonstruiert sie, nimmt davon die Melodie- oder Refrainmotive als Basis und baut dann komplett neue Tracks drumherum. So werden selbst aus den ruhigsten Momenten der Platte auf einmal tanzbare Zehnminüter. Dazu passt die recht reduzierte Bühnendeko: Statt großer Leinwände flackern zum Takt passend Lampen durch Nebel, zusätzlich mit transparenten Vorhängen versehen. Die ersten 3-4 Stücke des Albums überdauern so eine Dreiviertelstunde Spielzeit. Während der knapp zwei Stunden Dauer wagt August so einige Experimente, quält sicherlich auch einen Teil des Publikums mit seinen Experimentalausflügen, versöhnt jedoch gen Ende mit einigen clubtauglichen Nummern. Gerade in Bezug auf immer überbordende Auftritte und Aufbauten beweist David August in diesem Abend: Weniger ist manchmal mehr.

Klaus Porst