Konzertbericht

Clap Your Hands Say Yeah


Ich bin der Geist der stets verneint. Ich habe diesen einen Song gehört, die Stimme gehasst, mir passte rein gar nichts an diesem blödsinnigen Hype. Und dann kam Polly, ähhh...dieses eine Mädchen, das mit diesem einem anderen Mädchen befreundet war und das erste Mädchen fuhr ein Auto, in welchem auch die Freundin saß und dann machte die Freundin ihre Tasche auf, holte die CD raus, freute sich und die am Steuer freute sich auch und ich hinten auf der Rückbank befürchtete Schreckliches und erlebte 3 Minuten lang die beste Autofahrt, seit mein Opa mal mit mir zum Fischen rausfuhr und über Politik, Frauen, andere Verkehrsteilnehmer, die Amerikaner, Gorbatschow und die Atombombe schimpfte. Ich war sieben, verstand rein gar nichts und war glücklich.

Dieses eine Mädchen spielte den Kariessong, den ihr alle kennt, ihr Hipster. Ach kommt, tut nicht so. Und ich war gekickt. Ich wurde bestimmt rot hinten auf dem Rücksitz aber ich hatte Spaß, ließ mir jedoch cool wie ich bin nichts anmerken. Und doch hat das Mädchen am Steuer hin und wieder einen Blick in den Rückspiegel riskiert und zufrieden gelächelt. Alles nur Fassade, wusste sie, der Kerl hat Herz und ist ein Lieber. Eh klar. Was beide nicht wussten: Zwei Wochen vorher lief ich in der Gertigstraße umher und riskierte einen Blick ins Kartenhaus. Dort besorgte ich mir eine Karte für den 15.02. aus purer Neugier, wie dieser Quark denn bitte funktionieren soll.

Und dann kam der 15.02. irgendwann und ich freute mich ein wenig auf den nächsten Tag, weil ich dachte, das Konzert wäre am 16. und so kam es dann, dass zwei Stunden vor Konzertbeginn das Mädchen das am Steuer saß, mir 20 völlig übertriebene Euro rettete und mich darauf aufmerksam machte, dass ich doch gleich ein Konzert habe. Nun gut, schnell angezogen und ab dafür. Bus, Bahn, Trott über den Kiez. Immer die gleiche Prozedur. Dann noch schnell an ein paar uniformierten Bordsteinschwalben vorbei und schon bin ich in der Tanzhalle. Falsch! Dort durfte ich gemeinsam mit 200 Mitleidenden erstmal frieren, bis wir nach einer Stunde reingelassen wurden.

Nunja. Das Publikum wie immer. Durchgestylt, hip, nicht von dieser Welt. Was erwartet man bei dieser Band. Aber zuerst kam die Vorgruppe vor welcher noch ein leckeres Beck's kam. Dr. Dog. Großartig durchgeknallte Musikstudenten Kombo, die die Pixies, Pavement, Television und Walter Schreifels in einem riesiegen Whirlpool voll mit Bubblegum baden lassen. Und der Gitarrist mit der schrecklichen Sonnenbrille erst. Herrje, dieser Tanzstil beschwört in anderen Kulturen Regen, aber in der Tanzhalle gab es immerhin Applaus. Toll auch der überkonzentrierte modelmäßige Drumer. Ich hatte sehr Spaß und war im Zweifel, ob CYHSY ihre Vorgruppe schlagen konnten, die 30min herrlicher Show und tollem Sound hinlegten.

Ein Plattenladenbesitzer aus Mainz und dem jugendlichen Verschwenderland (Who?) sei an dieser Stelle mal zitiert: So scheiße gut musst du erstmal singen können. Richtig. Clap Your Hands machten eine zweifelsfrei solide Show, aber irgendwie war ihre Stimmung gedrückt. Ich kann nicht genau sagen woran es lag, aber es wirkte, als hätten sich die Jungs vorher furchtbar verkracht und seien ziemlich angepisst. Trotzdem wurden sie von Song zu Song besser und holten auf, was sie anfangs verpassten. Der Kariessong wurde vielleicht etwas zu früh gespielt, die Mundharmonika viel zu selten benutzt und Monsieur Chanteure singt ja doch viel besser als er uns glauben macht. In seinen besten Momenten klingt er wie der gute alte Bob. Okay, wirklich gut ist das noch immer nicht.

Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich keinen einzigen Song, außer The Skin Of My Yellow Country Teeth kannte und so auch keine Ahnung darüber besaß, dass sie vier neue Lieder spielten, die mich aber erst im Nachhinein wehmütig machten, da man sie ob ihrer Klasse äußerst auf der Scheibe vermisst. Nunja, war ein ziemlich guter Abend und Heavy Metal is the music to be. Was lehrt mich das? Ich muss mehr Vorurteile haben. Dann kann ich auch öfter positiv überrascht werden. Ihr miesen kleinen Hipster.

Konstantin Kasakov