Konzertbericht

Boy


"Die Elbphilharmonie ist für alle da", heißt es im Pressetext des nicht unumstrittenen Opernhauses in Hamburg. Dass dieser Ausspruch nicht nur an potentielle Besucher gerichtet ist, sondern auch für Musikströmungen abseits des Klassikbetriebes gilt, zeigte jüngst der umjubelte Auftritt des Pop-Duos Boy.

Um diese musikalische Vielfalt in ein Format zu bringen, laden der NDR und N-Joy regelmäßig zu einer "Late Night"-Veranstaltung ein, auf der zuerst das NDR Elbphilharmonie Orchester eine Stunde feinste Klassik kredenzt und anschließend ein aktueller Pop-Künstler den großen Saal bespielt. Besagter Künstler war an diesem Sonntag Abend ausschließlich das Hamburger Duo "Boy", denn was Valeska Steiner und Sonja Glass an diesem Abend präsentierten, hatte Klasse genug.

Die kürzlich veröffentlichte "Acoustic Collection" des Duos gab im Vorfeld im Ansatz preis, wie dieser Abend klingen könnte. Wie auf besagtem Tonträger eröffneten Boy den Abend mit "Into The Wild" in ihrer üblichen Livebesetzung mit zusätzlicher Gitarre und Piano. Aber schon das darauffolgende "Drive Darling" präsentierte mit dem Kaiser-Streichquartett klassische Unterstützung und trug den Song in noch höhere Sphären. "New York" wurde gleich komplett vom besagten Quartett für Streicher umarrangiert und von der Band neu interpretiert.

In das von Songperlen der Band dominierte Set schlichen sich zudem zwei Coverversionen. "Playground Love", der Soundtrackbeitrag zu "The Virgin Suicides" des französichen Pop-Dous Air, wurde nur von Glass am Cello und Steiners Gesang getragen und ließ damit den Saal vor lauter Schönheit verstummen. Für das Cover des Black-Keys-Songs "Lonely Boy" drehte man dann den Volume-Regler weit nach rechts und Gitarrist Deniz Erarslan ließ sein Instrument ordentlich aufheulen.

Mit der zweiten Zugabe "Skin" beschloss das Duo dann diesen besonderen Abend in einer Philharmonie, über dessen lange Entstehungszeit wohl kein Besucher an diesem Abend noch ein Wort verlor.

Sönke Holsten