Konzertbericht
Belle & Sebastian

Sex + 80s + Tod = Belle & Sebastian? Seltsame Gleichung, ich weiss. Aber genau so definierte sich die Band im Merriweather Post Pavilion und zwar im positivsten Sinne. Nachdem ich im März nicht die Chance bekommen hatte, Belle & Sebastian im 9:30 Club zu sehen, da beide Konzerttermine innerhalb weniger Stunden ausverkauft waren, entschied ich mich trotz meiner Abneigung gegenüber den riesigen Venues, auf das Konzert der Schotten zu gehen.
Strahlend blauer Himmel, sowie ein voller Parkplatz erwarteten mich. Zuletzt hatte ich den Merriweather Post Pavilion, der 5200 Sitzplätze, sowie 10.000 Rasenplätze für die Konzertbesucher bietet, beim HFStival gesehen.
Nachdem sich die erste Supportband, Ted Leo + Pharmacists, durch ihre negative Äußerung über den Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal bei mir direkt unbeliebt machte, wurde ich auch nicht ganz warm mit ihrer Musik und Bühnenpräsenz.
Umso mehr freute ich mich auf Broken Social Scene, deren Auftritt, trotz seiner Kürze, einen tiefen Eindruck hinterließ. Gerade die nicht endenwollende Version von "Anthems for a Seventeen Year-Old Girl" war fantastisch. Insgesamt spielten sie ein buntgemischtes Set aus ihrem gleichnamigen Album und "You Forgot It In People". Damit setzten sie Belle & Sebastian einen würdigen Anfang und überbrückten die Zeit bis es dunkel wurde.
Stuart Murdoch betrat als erster, nur mit Mundharmonika, die Bühne und entfachte so den Jubel des Publikums. Die übrigen Mitglieder der Glasgower Band betraten nach und nach die Bühne und stimmten ein.
Unterstützt wurden sie von vier Geigenspielerinnen und verschiedenste Instrumente, angefangen bei der Mundharmonika über Bläser bis hin zu Block- und Querflöte, kamen zum Einsatz. Und bedenkt man, dass "The Life Pursuit" Belle & Sebastian als Liveband einfangen sollte, wusste man nach diesem Abend, dass es wirklich kein Album gibt, dass die unglaubliche Livepräsenz dieser Band auf einem Tonträger rüberbringen kann.
Nachdem Murdoch verkündete, dass die Songs "the best sex you've ever had" seien, starteten sie direkt mit "Sukie in the Graveyard" und "If she wants me". Beide Songs brachten das Publikum sofort zum Tanzen und zählen mit Sicherheit zu den Highlights ihrer Show.
Stuart Murdoch ließ es sich nicht nehmen munter und voller Humor zwischen den Songs auf das Publikum einzugehen. So fragte er beispielsweise:" Do you like the 80s? Some of you definitely do, because you dress up like it... But, you know, an IPod is NOT 80s!" und damit startete er den Song "Jonathan David".
Zu "We Are Rhe Sleepyheads" holte die Band ein Pärchen, dass in den 80s jung war, auf die Bühne, um zu tanzen, und auch Murdoch tanzte mit ihnen. Belle & Sebastian waren einfach mitreißend und konnten diese riesige Venue zu vollem Leben erwecken, so dass man fast vergaß, dass man nicht in einem kleinen Club war.
Von "The Life Pursuit" wurde "Funny Little Frog", "White Collar Boy" und "For The Price Of A Cup Of Tea" gespielt, und Stuart Murdoch ließ es sich nicht nehmen, seine 'neuen' Fans ein bisschen auf den Arm zu nehmen. Mit Sprüchen wie "Uh, there are a lot of youngsters here... so you only want us to play the new songs, right? Well, we'll play a lot of old songs, too." Dazu natürlich sein breites Grinsen. Dieser Mann hat einfach eine einnehmende Wirkung auf der Bühne!
Von den älteren Songs wurden beispielsweise "If You Find Yourself Caught In Love", was defintiv eines der besten Songs des Abends war, sowie "The Wrong Girl" und "I'm A Cuckoo" gespielt. Der Auftritt endete mit "The Boy With The Arab Strap" und nachdem natürlich eine Zugabe gefordert wurde, stimmten sie "Judy And The Dream Of Horses" a capella an, nach und nach stimmten alle weiteren Instrumente ein. Einen besseren Konzertabschluss hätte man sich nicht vorstellen können.
Das Konzert war einfach perfekt für einen warmen Juliabend und Belle & Sebastian schafften es, diese Menschenmasse in einen Zauberschleier einzuhüllen, der mich an diesem Abend nicht mehr los ließ, und eines weiß ich sicher: Belle & Sebastian sind defintiv Teil des Sommersoundtracks 2006!