Konzertbericht

Art Brut


Art Brut gehört zu den Bands, die die Fanmassen spalten (falls es jemand nicht glaubt, stehe ich gerne zur Diskussion zur Verfügung). Von den einen geliebt und vergöttert und von den anderen, wie sollte es anders sein, gehasst. Das ist schon alleine deswegen außergewöhnlich, weil man mittlerweile das Gefühl hat alle Leute lieben alle englischen Bands.

Und obwohl Art Brut dadurch in gewissem Maße eine Sonderstellung hat, wirkt der Konzertablauf wie von einem BWL-Studenten erstellt. Wer's nicht glaubt, hier ist der Timetable:
21:15 Uhr The Chalets betreten die Bühne
21:45 Uhr The Chalets verlassen die Bühne unter Applaus
22:15 Uhr Art Brut betreten die Bühne
23:00 Uhr Art Brut verlassen die Bühne unter heftigem Applaus
23:05 Uhr Art Brut betreten die Bühne für die Zugabe
23:15 Uhr Art Brut verlassen die Bühne unter tosendem Applaus

Aber von vorne. The Chalets sind eine Band aus Irland, die den Durchbruch in Deutschland noch nicht wirklich geschafft haben. In sechs Worten: Zwei Frauen, drei Männer, strikte Geschlechtertrennung. Die Herren kommen auf die Bühne gejoggt, schnappen sich ihre Instrumente und spielen vom ersten Moment an tanzbaren Rock'n'Roll. Die Damen dagegen tragen rotweiße Kleidchen, trinken Wein, singen und führen wunderbar kitschige "Choreographien" auf. Du stehst auf pinke Schneekugeln und hast keine Angst vor Seifenblasen? Dann besteht absolute Reinhörpflicht in das Debütalbum "Check In". Das Erlangener Publikum war jedenfalls schnell begeistert.

Dann Art Brut, vorneweg der Zirkusdirektor Eddie Argos. Diese Kombination aus Bart und Seitenscheitel ist einfach kaum zu übertreffen. Und das Beste daran: Er macht nicht nur einen auf lustig, er ist es auch. Immer wieder kommandiert er seine Band und erzählt kurze Anekdoten. Er spricht über Leute im Publikum, über die Stadt Erlangen und baut dadurch unglaublich schnell eine Beziehung zum Publikum auf. So gut wie er können das momentan nur wenige. Die Fans zahlen es ihm zurück, indem sie mitsingen, tanzen, springen und, ja, durchdrehen. Wer versucht, stehen zu bleiben oder sich auszuruhen, muss sich hier an den Rand flüchten oder ganz nach hinten. Selbstverständlich werden alle "Hits" des Debütalbums gespielt und zusätzlich noch drei neue Lieder, die wirklich Lust auf ein zweites Album machen. Klar: Wer mit Eddies Art zu singen Probleme hat, wird auf einem Art-Brut-Konzert keine Freude haben, aber für alle Anderen ist das wohl eine der momentan besten Clubbands überhaupt.

Matthias Kümpflein