Konzertbericht

Army of Me


Unterstuetzt von DC101, Washingtons bekanntestem Rock- und Alternativeradiosender, bekamen an diesem Abend drei lokale Bands die Chance im 9:30 Club aufzutreten. Dadurch, dass schon um 17 Uhr Einlass war und "The Sketches", die erste Band des Abends, bereits um 18 Uhr spielten, waren anfangs nicht gerade viele Zuhoerer anwesend.

Nichtsdestotrotz betraten The Sketches selbstbewusst die Buehne, natuerlich unterstuetzt von ihren anwesenden Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern. Fuer die Band selbst stellte der Auftritt im 9:30 Club einen Meilenstein in ihrer noch jungen Karriere da. Saenger Charlie Bernardo kann man seine leichte Aehnlichkeit mit Dashboard Confessionals Chris Carrabba kaum absprechen und auch die Balladen, mit denen die Band startete, ließen einen oft an Dashboard Confessional denken. Außerdem machten sich Folkeinflüsse bemerkbar, die sich unterstuetzt durch den Kontrabass schnell ins Gehoer des Publikums schlichen. Das Set von The Sketches war ein guter Mix aus Balladen und schnellen Indierockstuecken zum Tanzen. Besonders gut kamen die Songs "Insomnia" und "Painted black and blue" an. Auch der Humor der Band machte sich schnell bemerkbar, so meinte Tony nach einer Ballade, dass er wohl mehr an seinen "Rockstarmoves" arbeiten muesste und deshalb auf die Empore klettern sollte. Ihr letzter Song entsprang aus Queens "Bohemian Rapsody" und beendete den gelungenen Auftritt. Vorallem die Songtextzeile "Don't give up on yourself for someone else" wird wohl jedem im Gedaechtnis haengen geblieben sein.

Zweite Band des Abends waren Monopoli. Saenger Alfonso Velez als "Man in black" erinnerte mit seiner Akkustikgitarre und der Art wie er diese ueber die Schulter warf oft an Johnny Cash. Auch Monopoli lieferten eine gute Show, auch wenn es ein paar Songs brauchte um mit ihrer Musik warm zu werden. Neben "Love" kam "Fast enough to kill you" sehr gut beim Publikum an. Waehrend ihrer Performance von "Love" betraten zur Ueberraschung der Band die Mitglieder von The Sketches die Buehne, um mit ihnen zu singen. Gerade dies kam gut beim Publikum an, man merkte deutlich, dass die lokalen Bands untereinander befreundet sind und wieviel Spaß es ihnen macht miteinander aufzutreten.

Nach einer kurzen Umbauphase betraten Army of Me die Buehne. Saenger und Gitarrist Vince Scheuerman, wie immer in schwarzer Jacke gekleidet, startete sofort mit "Perfect" und raubte damit wortwoertlich dem Publikum den Atem, denn Zeilen wie "I just thought I'd warn you, it's a service I provide for free to you. They call it love, babe" bleiben sofort haften. Army of Me spielten neben ein paar aelteren Songs auch "Going through changes" und "Still believe in you", welches eines der Highlights dieses Abends war. Zwar merkte man, dass es fuer die Band ungewohnt war eine relativ große Show zu spielen und sozusagen der Headliner des Abends zu sein, aber sie machten ihre Sache definitiv gut und gaben sich große Muehe. Balladen folgten auf tanzbare Rocksongs und auch ein Akkustikstueck gab es.

Als letzten Song und nach der Forderung um Applaus fuer The Sketches, Monopoli und DC101, spielten Army of Me "Come down to DC", sicher nicht ihr staerkster Song, dennoch kann sich jeder mit der Ballade identifizieren. Außerdem ist er der wohl bekannteste Song der Band und laeuft zur Zeit in der staendigen Rotation auf DC101. Als Zugabe spielten sie "Safe here", ebenfalls ein Song, der Washington D.C. und das Aufwachsen dort zum Thema hat. Denn neben Liebe und Beziehungen spielt die Heimat der Band eine große Rolle in ihren Songs. Wie Vince erzaehlte, schrieb er "Safe here" auf einer Interpol Show im 9:30 Club, da kann man verstehen, dass es fuer die Band ungewohnt ist nun mit umgekehrter Rolle im 9:30 Club zu sein, nicht mehr als Zuschauer, sondern als Band. Letzter Song war "Sally", dem ein ausgedehnter instrumental Teil folgte. Mehr ueberrascht als stolz verließen Army of Me nach einer gelungenen Show die Buehne.

Auch wenn man durchweg gemerkt hat, dass alle drei Bands noch am Anfang stehen, was größere Auftritte anbetrifft, haben sie einen tollen Konzertabend geliefert und man hat deutlich gemerkt wie viel Spaß es ihnen macht aufzutreten und ihre Songs bei einem größeren Publikum auf deren Tauglichkeit zu testen. So konnte ihre Echtheit den fehlenden Perfektionismus wettmachen.

Verena Blättermann