Konzertbericht

Andy Shauf


Mit seinem Drittwerk "The Party" hat Andy Shauf aus der kleinen kanadischen Provinz Saskatchewan letztes Jahr ein Album vorgelegt, das einige Wellen geschlagen hat und nicht ohne Grund zum Jahresende in vielen Bestenlisten auftauchte. Dass der kanadische Musiker, dessen Debütalbum inzwischen schon acht Jahre auf dem Buckel hat, inzwischen auch in Deutschland die verdiente Beachtung bekommt, zeigte sich am 1. März im Grünen Salon in Berlin, in dem er eine ausverkaufte Show spielte.

Doch nicht nur die für sich sprechende Zahl der Konzertbesucher zeugte davon, welchen Status der kanadische Musiker inzwischen erreicht hat, auch die respektvolle, manchmal schon fast andächtige Atmosphäre während des Konzerts. Andy Shauf und seine Band sind keine Freunde der lauten Klänge und verlangen förmlich nach einem konzentrierten Publikum. Manchmal entspannt zurückgelehnt, manchmal von Zerbrechlichkeit erfüllt sind die Songs, denen man an diesem Abend lauschen durfte. Sensibel und mit großem Perfektionismus wurden die Stücke zum Besten gegeben. Zwei wunderschön harmonierende Klarinetten, ein virtuoses und zugleich unaufdringliches Bassspiel, zusammen mit zurückhaltendem Schlagzeug ? allesamt Elemente, die auch die Studioalben Shaufs so gut machen. Es war zuweilen wirklich verblüffend, wie sehr der Sound dem auf Platte glich.

Wortkarg, mit ein paar kurzen, trockenen Kommentaren führte Andy Shauf durch den Abend, ein kleiner Mann mit buschigen Augenbrauen und langen Haaren, alles andere als der perfekte Entertainer, aber mit seiner schrulligen Art doch sympathisch und vor allem auch authentisch, ganz ohne peinliche Floskeln. Die sanft angeschlagene Gitarre und der zerbrechlich zarte, aber intensive Gesang zogen alle in ihren Bann und ließen rasch jedes Gerede verstummen, mit dem die kanadischen Zwillingsschwestern von Tasseomancy, die den Support übernahmen, leider noch sehr zu kämpfen hatten. Nach den ersten drei Songs widmete sich Shauf dann auch den Songs von "The Party", die in der Setlist den großen Schwerpunkt einnahmen. Konzentriert, unprätentiös, zurückhaltend und sensibel spielten Andy Shauf und seine Band einen Song nach dem nächsten und zeigten dem Publikum noch einmal aus einem anderen Blickwinkel auf, was diese Songs so gut macht und weshalb sie einfach nicht ihre Faszination verlieren.

Die Kombination aus der sehr sanften Grundstimmung, gepaart mit originellen Harmonien und Arrangements, dazu der ruhige Groove der Rhythmussektion und der durchdringenden Stimme Shaufs, das alles hat etwas ganz Unverwechselbares und erzeugte an diesem Abend in Berlin eine eigenartig schöne Stimmung, die einen eher wortkarg und in Gedanken versunken als ausgelassen fröhlich das Venue verlassen ließ. So wenig "The Party" mit prolliger Partymusik zu tun hat, so wenig hatte auch der Abend damit zu tun. Und doch kann wohl keiner bestreiten, dass er sich nach diesem Konzert glücklich auf den Heimweg machte.

Kilian Braungart