Rezension

Supergrass

Road To Rouen


Highlights: Tales of Endurance // Roxy // Low C // Fin
Genre: Britpop
Sounds Like: Beatles // John Lennon // ELO // Tears for fears

VÖ: 22.08.2005

Man hat sich mal wieder viel Zeit gelassen. Im letzten Jahr beschenkten sie sich und uns zwar zum 10jährigen mit einer wahrlichen Best off, doch das letzte reguläre Studioalbum ist von 2002. Und nun endlich wieder etwas neues vom Planet der Affen. Mit nur 33:58 Spielzeit gibt es scheinbar nicht wirklich viel fürs Geld – sicherlich für einige potenzielle Käufer ein Grund, Abstand von einer Platte zu nehmen.

Nicht nur die Dauer von Klang und Ton ist überschaubar, auch der Spasslärmfaktor ist reduziert. Aber fangen wir von vorne an. Am besten mit dem Opener: Tales of Endurance beginnt leise, fast zaghaft, erinnert in kurzen Klaviermomenten an Al Stewarts „On the boarder“, wird zu einer atmosphärischen Melodiewolke aus Gesang und akustischen Instrumenten, steigert sich schließlich nach dramatischem Orchestereinsatz in ein gitarrenkräftiges Stück Britpop. So ganz anders, jedoch unverkennbar absolut Supergrass. Und wegweisend für das, was noch folgt.

Klavier, Schlagzeugbesen, akustische Gitarren, Streicher und harmonisch abgestimmter Gesang. Eine wunderbare Ballade, die textlich nach Aufbruch ruft und mitunter so wehmühtig wie St. Petersburg im Winter ist.

Sad girl: Im Hintergrund weht ein Beatlespiano, dass dem Song eine wohlige Melancholie verleiht, bis eine kompetente beatleeske Komposition den Raum einnimmt, den auch schon ELO oder Tears for fears bezogen haben.

„Hello my honey...“ein passender Start ein wunderschönes Stück Puderzuckermusik...sie schrammen bei Roxy bisweilen hart an der Grenze zur Überladung, was auch immer wieder einen Vergleich zu ELO heraufbeschwört. Aus Harmoniegesang, Streichern, Klavier und der Beatlesgitarre wird ein riesiger rosa Zuckerwattebausch, allerdings gibt es davon keine Zahnschmerzen.

Superkrass: Coffee in the pot oder war da Pot im Kaffee? Donkosaken, die auf Hawaii Urlaub machen? Ein Instrumental, das einen grinsend macht.

Mit dem Titeltrack schüttelt mal wieder ein E-Gitarrenkracher in vermeintlich altgewohnter Supergrassform wach. Jedoch schweifen sie gewaltig ab, durch Soundspielereien mit einer dominanten E-Gitarre und fetten Bassläufen, die von melodietragendem Gesang abgelöst werden, ein Klavier führt dies fort und wird dann wieder von der Gitarre verdrängt, bis schliesslich die Streicher für einen runden Ausklang sorgen. Kick in the teeth ist einerseits typisch treibender Supergrasssound, mit gewohnt bitterbösem Text, andererseits verkleidet er sich ab und an in sachtem Beatles-Old-School-Gewand.

Low C ist John Lennon ist John Lennon ist John Lennon ist Klavier ist Melodie ist Harmonie.

Der Abschlußtrack Fin ist ein Traum von Schönklang und gesanglich merklich wieder sehr in der Nachbarschaft von John Lennon angesiedelt. Sehr weich, warm, atmosphärisch und dicht.

Was haben wir hier? Zwar einen relativ kurzen Longplayer, der sich mit einer Mischung aus altbekannten und erfrischend neuen Tonfarben schnell im Gehör festsetzt. ABER: von den 33:58 Laufzeit fallen 35 % auf Beatlemania, 65 % auf Lennonverehrung und 100 % auf puren, launigen, harmonischen, stilsicheren, homogen und sauber produzierten Wohlklang. Das sind schon 200 %, und das alles in 33:58. Nicht schlecht!

Silke Sprenger

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!