Interview

Thus:Owls


Zu Beginn des Interviews haben Thus:Owls erst einmal den Spieß umgedreht, und mir einige Fragen über unser liebes Musikmagazin gestellt. Über welche Musik wir schreiben, wie viele Leser wir haben und wie oft wir Updates haben. Nachdem dann sichergestellt war, dass alles seriös abläuft, durfte auch ich Fragen stellen. Die Mitglieder von Thus:Owls sind musikalisch hoch aktiv. An welchen anderen Projekten sie noch beteiligt sind und warum sie nicht auf Schwedisch singen, erfahrt ihr hier.

Das Interview machten wir im Backstage-Bereich hinter dem Spiegelzelt. Auf dem Foto sind zu sehen: Cecilia Persson (Piano), Erika Angell (Vocals, Songwriting), Martin Höper (Electric Bass, Double Bass, Backing Vocals) und Simon Angell (Electric & Acoustic Guitars, Banjo, Lap Steel, Backing Vocals).

Wart ihr schonmal auf dem Haldern-Pop-Festival?

Simon: Ja, es ist mein drittes Mal hier.

Aha, aber jedes Mal mit verschiedenen Bands, nehme ich an. Wer von euch spielt auch bei Loney, Dear mit?

Erika: Wir haben alle schon mit Loney, Dear gespielt (alle lachen).

Martin: Aber unser Schlagzeuger ist derjenige, der momentan in der Band mitspielt.

Simon, mit welchen anderen Bands warst du noch auf dem Haldern?

Simon: Ich war mit Patrick Watson hier.

Martin: Aber wir waren alle erst vor ein paar Monaten hier in Haldern. Wir haben auf einem kleinen Festival gespielt „Rock im Saal“ hieß das. Danach sind wir noch ein paar Wochen länger geblieben, da einige Auftritte unserer Tour ausgefallen sind.

Erika: Und wir haben hier Songs aufgenommen.

Martin: Es war wirklich schön. Wir haben auch mal Zeit gehabt die Stadt kennenzulernen.

Beim Haldern-Pop ist mir schon oft aufgefallen, das viele der Künstler aus Schweden kommen. Habt ihr in Schweden Kontakt zu vielen anderen Künstlern?

Martin: Es ist nicht so, dass jeder jeden kennt, aber ich denke, viele von uns kennen einander. In Stockholm zum Beispiel gibt es eine nette Musiker-Gemeinschaft. Wir haben ja auch alle schon in verschiedenen Bands gespielt.

Aber ihr kommt nicht alle ursprünglich aus Stockholm, oder?

Erika: Nein, Simon kommt zum Beispiel aus Kanada. Aber um Musik zu machen, ist es gut in einer größeren Stadt zu leben. In Schweden sind das Stockholm, Göteborg, oder Malmö. Aber Stockholm bietet einem Musiker mehr Möglichkeiten. Dort versammeln sich die großen Radio- und TV-Stationen, die Menschen arbeiten vermehrt international, es gibt dort viele Verknüpfungen untereinander. Aber es gibt natürlich auch in Göteborg und Malmö gute Bands.

Könnt ihr ein paar Namen nennen?

Erika: Wildbird & Peacedrums!

Martin: Aber die leben jetzt in Stockholm. Shout Out Louds, die kommen auch aus Stockholm… aus Göteborg gibt es eine Menge Bands, die auf Schwedisch singen. Sie sind im Ausland nicht so bekannt.

Erika: Ah! Junip sind aus Göteborg! (Alle zustimmend: Ja! Junip!)

Martin: Ja, José González lebt in Göteborg.

Wie habt ihr euch dazu entschlossen auf Englisch zu singen?

Simon: (witzelnd) Niemand will Leute auf Schwedisch singen hören! (lacht)

Erika: Nein!! Das ist es nicht. (lächelt)

Vielleicht weil du es nicht verstehen würdest, Simon?

Simon: Naja, vielleicht nicht ganz… aber Erika hat Recht, es gibt noch andere Gründe.

Erika: Ich denke, es gibt dafür zwei wichtige Gründe: Zum einen hört jeder viel Musik in englischer Sprache, das ist auch in Schweden üblich. Es ist eine sehr musikalische Sprache. Aber zum anderen ist Schwedisch auch sehr persönlich. Es ist seltsam… es klingt ganz anders… es ist so unmittelbar nah an mir dran, dass es fast beschämend wirkt die Gefühle, die ich habe, auf Schwedisch zu singen. Es ist ein bisschen zu viel. Die englische Sprache macht meine Texte eher zu Poesie für mich, etwas, zu dem ich mehr Abstand habe. Anfangs habe ich auch versucht, schwedische Lieder zu schreiben. Aber es geht mir zu nahe. Und es ist natürlich viel schwieriger (lacht). Man kennt diese Sprache viel besser, also hat man auch einen viel höheren Anspruch an sich und seine Texte.

Simon: Das ist der Grund, warum ich auf Schwedisch schreibe! (alle lachen)

Martin: Aber ist es nicht auch so, dass wir durch die englischen Texte rauskommen und in anderen Ländern spielen können? Und es ist ja auch schön, wenn andere Menschen unsere Lieder verstehen.

Erika: mmh… nicht von Beginn an, als ich die Musik geschrieben habe… aber ja, es wäre schwierig mit schwedischen Texten eine internationale Tour zu machen, das ist sehr selten.

Wie wäre es, wenn ihr euch eine Sprache erfinden würdet, wie Sigur Rós, dann könntet ihr eure Gefühle wunderbar in der Sprache ausdrücken.

Alle: Ja, ja, das stimmt.

Simon: Ich glaube ja, dass Sigur Rós ursprünglich mal Isländisch gesungen haben, und sie nur so getan haben, als ob es eine ausgedachte Sprache wäre, da ja niemand Isländisch versteht. (lacht)

Martin: Aber ich denke, sie sind ein guter Vergleich. Auch unsere Musik baut größere Gefühle auf, als das Worte tun könnten. Natürlich ist der Text wichtig. Aber wir könnten mit unserer Musik kommunizieren, ohne ein einziges Wort zu verstehen. Wir hätten also auch einige dieser Songs auf Schwedisch machen können und könnten trotzdem damit kommunizieren.

Erika: Ja, genau. Das ist es. Für mich ist natürlich der Text eines Songs sehr wichtig. Aber man könnte die Worte auch weg lassen und der Song würde dennoch das richtige Gefühl vermitteln.

Wenn ich euch so anschaue, sehe ich überall Eulen, Martin, du hast Eulen auf deinen Armen tätowiert, Erika trägt eine Eulen-Kette, und auch auf eurer Homepage gibt es hübsche Eulen zu sehen. Wer hat die Homepage designt?

Erika: Ein Mädchen namens Elisa Rossholm. Sie lebt in Malmö. Ein Freund von einem Freund hat sie vorgeschlagen, weil er fand, dass ihre Art Bilder zu malen gut zu unserer Musik passen würden.

Ja, da hat er Recht. Ich wollte euch nochmals zu euren Nebenprojekten befragen. Ich nehme an, dass jeder von euch noch in irgendwelchen anderen Bands spielt, aber ich hatte das Gefühl, dass du die meisten aufzulisten hast, Erika.

Erika: Hm… ich glaube nicht, jeder von uns ist in so vielen Projekten involviert.

Was hat es beispielweise mit eRIKA auf sich?

Erika: eRIKA ist sozusagen der Anfang von Thus:Owls. Darum gibt es die alte Band nicht mehr. Simon war damals noch nicht in der Band. Wir hatten einige Songs aufgenommen, und ein Typ in Japan fand es so gut, dass er es rausbringen wollte. Aber schon bei der Veröffentlichung kam uns das Material alt vor. Wir hatten lange daran gearbeitet. Nun brauchten wir einen Wendepunkt. Mit Thus:Owls hatten wir ihn gefunden.

Der alte Bandname trägt deinen Namen, Erika. Ging die Bandgründung von dir aus?

Erika: Ja, ich habe die Musik geschrieben. Und dann habe ich die Leute in die Band eingeladen.

Simon: Ich habe mich einfach in die Band eingeheiratet! (alle lachen)

Trägt nun jeder einen Teil zur Musik dazu, oder bist es vor allem du, die das Sagen hat, Erika?

Alle: Ja, wir arrangieren alle Songs gemeinsam.

Erika: Jeder ist absolut wichtig für die Band. Wir würden mit anderen Musikern ganz anders klingen.

Simon: Bis auf den Drummer, der ist nicht wichtig, denn er ist ja gerade nicht hier! (alle lachen) Doch, natürlich sind wir alle wichtig. Wir spielen so, wie wir es für richtig halten.

Ich habe ein schönes Live-Video von euch gesehen, in dem aus eurem Song ein Balkan-Song gemacht wurde. Waren das Gast-Musiker, die mitgespielt haben?

Erika: Ja! Die Idee kam von den Blogotheque-Leuten. Sie fragten: Könnt ihr uns etwas Besonderes bieten? Ich kannte einen Trompetenspieler, der zufällig da war. Er rief ein paar Freunde an, und schon hatten wir eine Bläser-Band zusammen. Wir haben nur an dem einen Abend mit ihnen gespielt.

Ihr habt bereits Wildbird & Peacedrums erwähnt. Das erste Mal, als ich eure Musik angehört habe, musste ich an sie denken.

Martin: Sie sind gute Freunde von uns. Wir haben einen ähnlichen Geschmack. Ich habe bereits in anderen Projekten mit dem Drummer gearbeitet, und Erika mit der Sängerin. Daher kommen die Ähnlichkeiten.

Erika: Ich denke außerdem, es gibt eine skandinavische Art zu singen. Wir experimentieren gerne mit unserer Stimme und haben einen ganz bestimmten Ausdruck in ihr.

Wie habt ihr gelernt, eure Instrumente zu spielen?

Martin: Ich habe angefangen in einer Band zu spielen, als ich zehn Jahre alt war. Als ich vierzehn war, haben wir uns irgendwann den Namen „Solemn Vows“ (Anm. d. Red.: Religiös, „Feierliche Gelübte“) gegeben. Wir waren aber keine christliche Band! (alle lachen)

Simon: Meine erste Band hieß „Cousin Mary-Jane“, wir waren eine Hardcore-Band! Wir waren erst 12, aber wir haben schon viel Gras geraucht…

Oh, ihr habt ziemlich früh angefangen! Wie hast du angefangen Musik zu machen, Cecilia?

Cecilia: Ich bin die Klavier-Spielerin. Daher bin ich den üblichen Weg gegangen, ich hatte ein Klavier zu Hause und bin damit aufgewachsen.

Dürfte ich deine Hände sehen? Ich habe nämlich die Vermutung, dass viele Frauen, die in ihrer Kindheit Klavier gespielt haben, lange Finger haben. Und ja, du hast tatsächlich große Hände! (Alle lachen)

Martin: Ihr glaubt also, die Finger wachsen, wenn man sie schneller bewegt?! (lacht)

Manchmal kann man den Menschen ansehen, welches Musikinstrument sie spielen.

Simon: Ja, Tuba-Spieler sind immer ziemlich groß und schwer!

Aber ich hab auch schon Mädchen gesehen, die Tuba gespielt haben.

Simon: Ja, ich auch, aber sie waren auch groß und schwer! (alle lachen)

Also, ihr habt schon alle ziemlich früh angefangen Musik zu machen.

Martin: Ja. Alle in verschiedenen Teilen der Welt. Das ist eine schöne Sache. Wir sind alle mit unterschiedlicher Musik aufgewachsen. Irgendwann kam der richtige Zeitpunkt, an dem wir uns begegneten. Wir haben alle unsere unterschiedlichen Einflüsse in die Band einfließen lassen und haben daraus etwas Neues geschaffen. (Martin schaut plötzlich auf die Uhr und spricht Schwedisch mit Cecilia)

Martin: Wendy (Mc Neill, Anm. d. Red.) fängt bald an zu spielen und wir würden sie uns gerne anschauen!

Oh, dann sollten wir jetzt aufhören. Ich wollte sie auch gerne anschauen. Seid ihr befreundet?

Alle: Ja, ja, das sind wir! Ola, unser Schlagzeuger, wird ihr beim Auftritt aushelfen!

Simon: Sie ist auch aus Kanada gekommen und lebt nun in Stockholm.

Schön, dann seid ihr ja in einer großen Gemeinschaft hier vertreten. Ich danke euch sehr für das Interview!

Alle: Wir danken dir auch! Ich hoffe, wir sehen dich beim Konzert!

Photo von Marlena Julia Dorniak

Marlena Julia Dorniak

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