Interview

French Films


Nachdem die French Films mit ihrem Debut "Imaginary Future" noch eher in Insider-Kreisen gehandelt wurden, schicken sie sich nun an, mit ihrem neuen Album "White Orchid" auch ein größeres Publikum auf sich aufmerksam zu machen. Der Song "Pretty In Decadence" vom alten Album, der Anfang des Jahres ausgiebig bei den einschlägigen Radiostationen lief, hat eindeutig das Potential zum Indie-Hit und auch darüber hinaus weiß ihre Melange aus Surf-Pop und New-Wave zu gefallen. Wir trafen die umtriebigen jungen Finnen direkt nach ihrem Auftritt beim Phono Pop Festival und sprachen mit ihnen über ihre diesjährige Tour, musikalische Einflüsse und die Arbeit an neuen Songs.

Hey Leute, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein Interview nehmt. Die Show gerade war wirklich super, meine Ohren scheppern noch ordentlich.

Joni Kähkönen: Haha danke, gern geschehen!

Nachdem ihr euer neues Album "White Orchid" veröffentlicht habt, hattet ihr eine ziemlich ereignisreiche Zeit, oder? Wie war euer Sommer bislang denn so?

Johannes Leppänen: Ja genau, die Veröffentlichung in Finnland war im April, im Rest der Welt im Mai und daher sind wir seit April auf Tour in ganz Europa, China und den USA. Aber es war sehr witzig bisher – es ist ja die mit Abstand längste Tour, die wir bisher gemacht haben.

Die Tour in China hört sich spannend an. War es für euch dort anders, als in Europa zu spielen?

Johannes: Grundsätzlich war es natürlich das Gleiche, aber es ist schon ein sehr interessantes Land. Wir waren vorher noch nie in China. Wir spielten bei Festivals in Shanghai und Peking und beide Shows liefen sehr gut, wir hatten eine Menge Spaß. Das Land ist ja, gerade was Social Media etc. angeht, sehr isoliert und so kam es, dass der Großteil des Publikums uns nicht kannte, sie wollten uns nur sehen, weil wir eine ausländische Band waren. Aber ich glaube, wir kamen ganz gut an.

Joni: Nach unserer zweiten Show in Peking standen die Leute sogar Schlange, um Fotos mit uns zu machen!

Eine andere Frage: Wenn man in Deutschland an finnische Musik denkt, kommen einem eher Bands wie The Rasmus, HIM oder der ganze Metal-Kram in den Sinn – ihr hört euch also überhaupt nicht "finnisch" an. Was denkt ihr über die Musikszene in Finnland, gibt es dort so etwas wie eine Indie-Szene, die man hierzulande einfach noch nicht kennt?

Joni: Ehrlich gesagt kann ich persönlich nicht viel mit Musik aus Finnland anfangen, sehr viele Bands hören sich einfach gleich an. Aber es wird so langsam besser, es gibt schon ein paar Musiker, die ich mag.

Hast du also ein paar Insider-Tipps für uns?

Joni: Hm, die Big Wave Riders!

Johannes: Oder Black Lizard sind 'ne gute Band.

Joni: Und es gibt sehr viele finnische Bands aus den 70ern und 80ern, die wir sehr mögen.

Als ich euch das erste Mal gehört hab, dachte ich ehrlich gesagt auch, ihr kommt bestimmt aus Kalifornien. Könnt ihr das nachvollziehen?

Johannes: Klar, das hören wir sehr oft. Aber ich finde auch, dass man doch eine gewisse "finnische Melancholie", falls es so etwas überhaupt gibt, aus unseren Songs heraushören kann. Als ich jünger war, hörte ich viel von den Ramones, vielleicht ist das ein Einfluss. Und an neueren Sachen mag ich The Horrors sehr.

Das passt zu meiner nächsten Frage: Eure Musik wurde in der Vergangenheit mit allen möglichen anderen Bands verglichen, von Joy Division bis zu den Drums, also wirklich sehr unterschiedliches Zeug. Geht euch das nicht total auf die Nerven?

Joni: Es kommt immer darauf an, verschiedene Leute vergleichen uns mit verschiedenen Bands. Ich meine, es wäre wirklich schlimmer, immer nur mit der gleichen Band verglichen zu werden, oder? Wir sind keine besonderen Joy-Division-Fans, aber ich glaube, es gibt sehr viele Bands, die mit Joy Division verglichen werden und sie eigentlich nicht wirklich mögen. Es läuft ja immer so: wenn du New-Wave-Einflüsse hast und im schlimmsten Fall noch eine tiefe Gesangsstimme, wirst du mit Joy Division verglichen, es wird also ehrlich gesagt etwas langweilig.

Und wie sieht es mit The Jesus And Mary Chain aus?

Johannes: Haha, das würden wir uns noch eher gefallen lassen!

Joni: Aber bitte, die sind ja eine der größten Bands der Welt!

Es gibt die Legende, dass ihr beide euch über französische Filme unterhalten habt und so der Name French Films entstanden ist. Erinnert ihr euch noch, um welchen Film es konkret ging?

Joni: Oh, ehrlich gesagt keine Ahnung, wir haben schon so viele gesehen. Vielleicht ging es um "La Haine" von Mathieu Kassovitz, aber ich kann das nicht genau sagen.

Johannes: Unser Problem damals war, dass wir ein paar Demos hatten und die unbedingt online stellen wollten, aber wir hatten noch keinen Namen. Wir mussten uns also dringend einen ausdenken und dann erzählte mir Joni etwas über französische Filme und das war's dann. Es ist wirklich nicht so, dass wir die kunstbeflissensten Typen der Welt wären. Haha, das ist wahrscheinlich die blödeste Entstehungsgeschichte für einen Bandnamen, die man sich ausdenken kann.

Haben andere Kunstformen, wie eben zum Beispiel Filme, großen Einfluss auf eure Arbeit?

Johannes: Klar, irgendwie wird ja jeder Künstler von anderen Sachen beeinflusst.

Joni: Wir lassen uns vor allem durch andere Musik und Filme inspirieren, manchmal auch von Büchern.

Johannes: Ich lese ehrlich gesagt so viel wie möglich, aber manchmal habe ich einfach nicht so viel Zeit dafür, wie ich es gerne hätte.

Ihr seid ja auch gerade ziemlich beschäftigt. Habt ihr bei dem intensiven Touren denn gerade überhaupt Zeit, an neuem Material zu arbeiten?

Johannes: Ja, wir haben schon jede Menge neuer Sachen, an denen wir arbeiten. Wahrscheinlich gibt es in der nahen Zukunft auch ein neues Album, aber solche Sachen brauchen ja immer auch ein wenig Zeit. Wir produzieren unsere Alben immer selbst, das dauert dann natürlich.

Joni: Mit ersten neuen Songs kann man so ab dem späten Herbst rechnen. So ein oder zwei Songs. Oh, ich hoffe, ich verspreche jetzt nicht zu viel!

Johannes: Ich kann mir schon unseren Manager vorstellen, wie er sich bei uns beschwert, dass wir so etwas doch nicht ausplaudern dürfen, wenn wir doch eigentlich nur auf der faulen Haut liegen.

Okay, dann hoffen wir natürlich, dass ihr euer Versprechen einlösen könnt und freuen uns auf die neuen Songs! Vielen Dank für das Interview!

Joni und Johannes: Wir danken euch!

Christoph Herzog

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